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Wo ist nur das Wasser hin?
Im Tal des Doubs sieht man es, das Wasser. Doch folgt man der Biaufond- und der Valanvron-Schlucht aufwärts, wandert man fast immer einem leeren Bachbett entlang. Eine Erkundungstour von La Rasse nach La Chaux-de-Fonds NE.
05.04.2024 • Text: Mia Hofmann
Hier hat es Wasser: Brunnenpause im oberen Teil der Schluchtwanderung. Bilder: Mia Hofmann
Es ist wie im Urwald: von den Bäumen herabhängendes Moos, massenhaft Altholz, dazu Blumen, Vögel und Insekten. Fehlt nur noch Mogli, der sich an einer Liane über den Fluss schwingt. Doch halt: Das Bachbett liegt zwar da, doch blenden uns die kahlen, weissen Steine. Man sieht, dass hier vor noch nicht allzu langer Zeit Wasser geflossen ist – doch wo ist es hin? Henri Cosandey von Neuchâtel Rando hat uns versprochen, zu zeigen, wo es verschwunden ist. Wir stehen in der Combe de Biaufond. Es ist Frühling, und im Vormonat hat es viel geregnet. Dieser Bach kann doch nicht komplett ausgetrocknet sein?
Verworrene Wege des Wassers
Die Wanderung hat in La Rasse begonnen. Unser Ziel ist La Chaux-de-Fonds, da nur zweimal täglich ein Bus von der Stadt ins Doubs-Tal hinunterfährt. Dabei erkunden wir ein Naturphänomen: die unterirdischen Wege des Wassers im Faltenjura. Die Mehrheit des Gesteins enthält Kalk. Da dieser wasserlöslich ist, wird die Landschaft stark durch das Wasser geformt – so ist die typische Landschaft des Neuenburger Juras mit ihren Dolinen, Schluchten und Bassins entstanden.
Im gesamten Kanton gibt es über 400 Höhlen und fast keine oberirdischen Flüsse. Oft verschwindet das Wasser für mehrere Kilometer im Boden, bevor es wieder auftaucht. Wo es genau durchfliesst, gibt auch Fachleuten für Hydrologie und Geologie Rätsel auf.
Der Doubs hat sich in die mächtigen Kalkschichten des Jurabogens eingeschnitten. Er bildet auf einer Länge von 44 Kilometern die Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich – so auch hier bei La Rasse. Wir überqueren die Brücke mit den roten Geländern und legen die erste halbe Stunde der Wanderung auf der französischen Seite zurück. Ein schmaler verwunschener Weg führt dem Wasser entlang. Der Morgen ist noch frisch, das Wasser klar. Wir folgen der französischen Signalisation bis wir zur «Douane» und zum Stausee Lac de Biaufond kommen.
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