Wandervorschläge • Schweizer Wanderwege

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Lang, einsam und spektakulär Nr. 0892
Steg — Triesen • LI

Lang, einsam und spektakulär

Liechtenstein ist ja nicht unbedingt für seine Berge bekannt. Zu Unrecht. Denn die Gratwanderung von Steg auf den Rappastein ist anspruchsvoll, einsam und spektakulär. Man hat rechter Hand Blick auf das Rheintal, linker Hand liegen die Liechtensteiner Alpen. Mittendrin steigt der Wanderer wacker bergauf. Der schmale Pfad ist dabei oft ausgesetzt, weshalb die Route bei Nässe nicht zu empfehlen ist. Sowieso mag es besser sein, anzuhalten, um die Aussicht zu geniessen. Oder gleich bis zum Gipfel zu warten. Der Rappastein mit seinen 2222 Metern bietet rundherum eine eindrückliche Sicht - und sogar für Sitzkomfort ist dank einer improvisierten Holzbank gesorgt. Das ist gut, denn auch nach dem Gipfel bleibt die Wanderung anstrengend. Eine öfter von Schafen als von Menschen begangene Hangtraverse führt in die Lawena. Im Talkessel liegt eine Alp, die auch ein Massenlager hat. Das Tal ist wegen der grossen Lawinengefahr den ganzen Winter über nicht zugänglich. Weiter vorne im Tal liegt am Hang die historische Ferienhaussiedlung Tuass. Hierhin kommt man nur zu Fuss, da das Gelände zu ausgesetzt ist, als dass es sich lohnen würde, eine Strasse zu bauen. Am schönen Brunnen kann man noch einmal Energie tanken und den Durst löschen, bevor der lange Abstieg nach Triesen unter die Füsse genommen wird. Durch den steilen Wald folgt man zuerst einem kleinen Pfad, bevor man wieder auf die Forststrasse trifft, die von der Alp Lawena her kommt. Dieser folgt man nun die letzten Kilometer bis ins Dorf Triesen.
Durch Wälder und Weiden Nr. 0898
La Chaux-de-Fonds — Le Locle • NE

Durch Wälder und Weiden

Ruhe und Natur prägen die beschauliche Wanderung über die Krete zwischen La Chaux-de-Fonds und Le Locle. Vom Startbahnhof aus führt der Weg zunächst aus der Stadt heraus und über die Rue du Docteur Coullery bis zum Waldrand. Nach dem Bois du Petit Château geht es recht steil hinauf. Bald ist der Gros Crêt - oder «Som* met de Pouillerel», wie ihn die Einheimischen nennen - erreicht. Als Belohnung für den Anstieg bietet sich eine herrliche Aussicht auf die Alpen und bei klarem Wetter sogar bis zu den Vogesen. Ab hier ist die Route kurz nicht mehr markiert. Aus dem breiten Weg wird ein schmaler Pfad, gesäumt von Wäldern und Wiesen. Vorbei an Trockensteinmauern, Dolinen und Bauernhöfen mit grossen Dächern, wie sie für die Region typisch sind, geht es gen Westen. Genau hier marschierten 1848 auch die Aufständischen der Neuenburger Revolution, allerdings in umgekehrter Richtung. Auf halber Strecke lädt die Ferme Modèle zu einer Rast ein. Von hier aus lohnt sich ein kurzer Abstecher zum Aussichtspunkt L’Escarpineau, einem Felsvorsprung mit spektakulärem Ausblick auf den Doubs, den Châtelot-Staudamm und das greifbar nahe Frankreich. Wer nicht schwindelfrei ist, dürfte hier ein mulmiges Gefühl verspüren. Das letzte Teilstück verläuft in südlicher Richtung. Der Weg wird welliger, da er nun nicht mehr der Krete folgt, sondern den Hang durchschneidet wie ein Schiff das Wasser bei starkem Seegang. Erneut wechseln sich Wälder und Weiden ab, und schon bald sind zwischen den Bäumen die ersten Häuser von Le Locle zu erblicken. Wer mag, beschliesst die Wanderung mit einem Besuch des Uhrenmuseums im Château des Monts unweit des Bahnhofs.
Im Tal der Bartgeier Nr. 0717
Il Fuorn P8 — Il Fuorn P6 • GR

Im Tal der Bartgeier

Das Val da Stabelchod stand Anfang der 90er-Jahre im Rampenlicht: Mehr als hundert Jahre nach der Ausrottung des Bartgeiers in der Schweiz wurden 1991 drei junge Tiere, später noch weitere Vögel ausgewildert. Das Experiment gelang: Heute brüten mehrere Paare im und rund um den Nationalpark. Die mächtigen Vögel können auf dem Naturlehrpfad Margunet mit etwas Glück beobachtet werden. Auf der gut dreistündigen Wanderung treffen aufmerksame Kinder und ihre Eltern je nach Jahres- und Tageszeit aber auch auf Steinadler, Hirsche, Rehe, Murmeltiere, Gämsen und weitere Tiere. Startort ist der Parkplatz P8 (oder auch möglich P9). Vom P8 führt ein breiter, flacher Weg durch einen Bergföhrenwald. Immer wieder machen Tafeln des Naturlehrpfades auf Phänomene links und rechts des Weges aufmerksam. Kurz vor der Alp Stabelchod ist zum ersten Mal Aufmerksamkeit gefordert: Hier äsen oft Hirsche und Rehe, manchmal auch Gämsen. Der Weg führt anschliessend leicht ansteigend in die enger werdende Schlucht des Val da Stabelchod. Kurz vor der ersten Brücke sind auf der gegenüberliegenden Seite an einer Felswand Spuren von ehemaligen Gletschermühlen zu entdecken. Vom nächsten Rastplatz aus lassen sich Hirsche und Gämsen beobachten, nicht selten ziehen Adler und Bartgeier ihre Runden. Ein lang gezogener Zickzackweg passiert die Waldgrenze und führt auf den Margunet. Von hier bietet sich ein überwältigendes Panorama über den halben Nationalpark und die von den Gletschern der letzten Eiszeit geformte Landschaft. Der Abstieg in das Val dal Botsch führt zuerst über einen Grat, danach steil hinunter. Der Weg durchquert einen weiteren Beobachtungsplatz für Gämsen sowie Murmeltiere und verläuft dem Bach entlang bis zum Parkplatz P7. Da hier kein Postauto hält, wandert man zurück zum Parkplatz P8 oder weiter bis zum Nationalparkhotel Il Fuorn P6.
Durchs Naturparadies auf die Alp Nr. 0854
Aeschiried • BE

Durchs Naturparadies auf die Alp

Es ist eine fröhliche Gruppe von Wandervögeln verschiedenster Herkunft, die sich in Aeschiried beim Schulhaus trifft. Ziel ist die von Aeschi Tourismus und WeitWandern organisierte und geführte Rundwanderung im Rahmen der Schweizer Wandernacht. Schon geht’s los Richtung Suldtal, welches mit seiner mannigfaltigen Vegetation zu jeder Jahreszeit bezaubert. Der lustig plätschernden Suld entlang wird wacker marschiert, bis hinter einer letzten Wegbiegung das heimelige Restaurant Pochtenfall hervorlugt. Beim Apéro bahnen sich erste Kontakte an, und auf dem Weiterweg, vorbei am kräftig brausenden Pochtenfall, haben sich bereits Weggefährten gefunden. Auf gut angelegtem Wanderweg geht’s nun über üppig blühende Alpweiden und durch kleine Waldabschnitte im Zickzack bergan. Nach kurzer Rast führt der Weg über eine breite Flanke hinauf zur Alp Brunni, die auf 1644 m ü.M. hoch über dem Thunersee thront. Im Rücken das Morgenberghorn, vor den Augen ein grossartiger Blick auf die umliegenden Berge, den See und ein prächtiges Farbenspiel am Himmel, das den Sonnenuntergang ankündet. Nach einem Imbiss aus dem Rucksack werden die Pullover übergezogen und die Schuhe fester geschnürt; der Abstieg beginnt. In der aufkommenden Dunkelheit bewegt sich eine merklich stiller gewordene Schar den Grat entlang abwärts. Staunend werden die sich ständig vermehrenden Lichter im Tal und um den See herum wahrgenommen. Wer den Blick hebt, erkennt am Himmel das gleiche Schauspiel. Um einige Impressionen reicher und wohltuend müde versammelt sich Gross und Klein spätabends im Restaurant Panorama in Aeschiried, um bei Kaffee und Kuchen eine ganz besondere Wanderung ausklingen zu lassen.
Am Fusse des Ofenhorns Nr. 0899
Fäld • VS

Am Fusse des Ofenhorns

Was mussten die Schmuggler und Säumer früher für Abenteuer durchstehen: Die Route, die im Fäld hinter Binn startet, ist schon bei Tag und schönem Wetter nicht ganz ohne. Sie führt steil hinauf zum idyllisch gelegenen Mässersee. Die Lärchenpracht des Landschaftsparks Binntal ist im Herbst unbeschreiblich und entschädigt für die vielen Höhenmeter. Der Mässersee schimmert geheimnisvoll grünlich, weil an dessen Grund das See-Brachsenkraut wächst. Es ist ein Überlebenskünstler: Seine dunkelgrünen, steifen Halme gedeihen auf 2120 Meter über Meer und überleben sieben bis neun Monate unter einer dicken Eisdecke. Auf dem Weg zum Geisspfadsee wird die Landschaft kahl und steinig. Der Bergsee fasziniert mit seiner dunklen Farbe, und felsige Zinnen ragen senkrecht in den Himmel. Eine Rast auf dem Geisspfad lohnt sich: Der Rundblick ins Piemont und auf das Aletschgebiet ist einmalig. Vom Pass aus schlängelt sich der Weg durch ein mit riesigen Felsbrocken durchsetztes Tal, bis er zu einem steilen Abbruch führt. Ganz tief unten liegt nun die Alpe Dèvero wie ein kleines Spielzeugdorf. Nach dem steilen Abstieg gilt es, den links abzweigenden Weg zur Alpe Crampiolo und deren Agriturismo nicht zu verpassen. Am zweiten Tag führt der breite Säumerweg zum Lago di Dèvero. Der Blick auf den See und das Ofenhorn ist von hier wunderbar. Kurz nach dem See steigt der Weg steil an zum Albrunpass. Der Pfad ist breiter und besser ausgebaut als auf der Route des ersten Tages. Faszinierend, sich vorzustellen, wie hier früher die Säumer mit ihren Maultieren durchgewandert sind. Kurz nach dem Albrunpass folgt die Binntalhütte. Die vielfältige Blumenpracht, die zwischen der Hütte und dem Ausgangspunkt Fäld gedeiht, ist im Herbst leider nicht mehr da. Dafür leuchten das braune Gras und die gelben Lärchen umso schöner.
Zu Besuch bei den Walsern Nr. 0900
Cascata del Toce — Ponte • EU

Zu Besuch bei den Walsern

Eine Reise durch die mehrere Jahrhunderte alte Wirtschafts- und Kulturgeschichte der Walser: Das bietet diese Wanderung. Sie beginnt beim 143 Meter hohen Wasserfall, der Cascata del Toce - einst, bevor die Wasser im Tal gefasst wurden, das Wahrzeichen des Tals. Von hier geht es durch das wilde Vallone di Nefelgiù zum Stausee Lago Vannino und über die Bochetta del Gallo zurück ins Tal zu den Walsern und ihren Dörfern. Fast fühlt man sich hier wie im Goms. Ganz besonders in den Dörfern Canza (Fruttwald) und Ponte (Zumstäg) mit den Holzhäusern und Speichern. Es war im Mittelalter, als die Walser vom Goms über den Griespass hierherzogen. Sie machten das Formazzatal urbar und gründeten neue Dörfer. Handel jedoch trieben sie weiterhin mit ihrer alten Heimat im Norden. Über Jahrhunderte hinweg. So wurde das Formazzatal - das Pomatt, wie die Walser ihr Tal nennen - zur Sprach- und Kulturinsel. Erst ab den 1930er-Jahren, als sie ihre Wasser an die Elektrizitätswerke verkauften, richteten sich die Walser wirtschaftlich nach Domodossola und Italien aus. In dieser vergleichsweise kurzen Zeitspanne bis heute ist die Sprache, das Pomattertitsch, beinahe ausgestorben. Nur wenige ältere Leute sprechen es noch. Diese Wanderung betört an strahlenden Herbsttagen die Sinne. Die Alpweiden sind gelb und scheinen im Gegenlicht oft orange, fast rot; die Felsen leuchten blau und grau; das Wasser unten in den Stauseen ist stahlblau. Es ist keine liebliche, idyllische Landschaft, sie ist intensiv, fordernd, leidenschaftlich und prägt sich ein. Wer sie einmal für sich entdeckt hat, den lässt sie nicht kalt, der kehrt hierher zurück.
Unbekanntes Rappetal Nr. 0902
Ernen • VS

Unbekanntes Rappetal

Das Rappetal ist das Nachbartal des Binntals. Es wird von einem dichten Wald und einer tiefen Schlucht von Mühlebach und Ernen abgeschnitten, die sich an seinem Eingang befinden. Und weil das spektakuläre Binntal eben nur einen Steinwurf entfernt liegt, wurde das Rappetal nie von den grossen Massen entdeckt. Gerade das macht seinen Charme aus. Es ist nämlich durchaus möglich, dass man bei der Erkundung dieses wilden und etwas kargen Tals keinem Menschen begegnet. Ausser vielleicht einem Hirten. Ausserdem muss man sich das Rappetal erst verdienen, von Ernen aus führt kein Weg an dem langen und etwas eintönigen Aufstieg durch den Wald vorbei. Hat man aber erst den Niederärner Chäller erreicht, ist die Belohnung umso grösser. Satte Wiesen, ein plätschernder Bergbach, steile Hänge auf beiden Seiten, an denen die Lärchen im Herbst gelb leuchten. Beim Aufstieg Richtung Lärch kommen dann noch verlockende Heidelbeerfelder hinzu. Neben einigen alten Ställen, einer kleinen Hirtenhütte und ein paar Zäunen weist wenig auf die Zivilisation hin. Das ändert sich erst bei Chäserstatt, der Bergstation der stillgelegten Seilbahn, wo man im gleichnamigen Restaurant auch einkehren kann. Nun geht es wieder steil und waldig hinunter ins pittoreske Mühlebach. Wer zwischen Mühlebach und Ernen den kleinen Umweg über den Mosshubel macht, kommt über verschlungen anmutende Pfade zu den Überresten des einstigen Galgens. Die imposanten Steinpfosten, über die früher Holzbalken zum Anknüpfen des Stricks gelegt wurden, sind auch von Ernen aus gut sichtbar und mahnen an die düstere Vergangenheit.
Zur Alpkäserei Oberfeld auf der Bannalp (NW) Nr. 0925
Bergstation Bannalpsee — Brunnihütte SAC • NW

Zur Alpkäserei Oberfeld auf der Bannalp (NW)

Bei Sonnenuntergang nimmt Sepp Waser den Holztrichter und lässt den Betruf erklingen. Seit 14 Jahren gehen er und seine Frau Rita im Sommer auf die Alp Oberfeld. Mit dabei sind Pfauenziegen und Gitzi, ein Dutzend Mutterkühe, Kälber und Rinder (alle von der Rasse «Rätisches Grauvieh»), ein Esel und zwei Schweine. Von Mitte Juni bis Ende September sind sie auf der 1850 Meter hoch gelegenen Alp oberhalb des Bannalpsees, wobei die Bergbeiz bei gutem Wetter bis Mitte Oktober geöffnet bleibt. Täglich verarbeiten Rita und Sepp bis zu 120 Liter Milch im Kupferkessel über dem offenen Feuer. Den würzigen Käse kann man in der Alpbeiz an urchigen Holztischen geniessen. Ziegenfrischkäse, eingelegt in Öl und Kräuter, sowie Biotrockenfleisch runden das kleine, aber feine kulinarische Angebot ab. Berühmt ist der Kafi fertig, der «Heuburdi-Kafi» heisst, weil er in einem Heukranz serviert wird. Eine Besonderheit sind die Pfauenziegen, eine alte ProSpecieRara-Rasse, die sich durch ihre Fellzeichnung von anderen Ziegen unterscheidet: Vorne sind sie weiss, hinten schwarz. Besonders imposant sind die Böcke, die oft weit ausladende Hörner tragen. Die Pfauenziegen werden auf der Alp nicht nur für die Milchproduktion genutzt, sondern stehen auch für Geissentrekkings zur Verfügung. Das Wandern mit Geissen ist besonders für Kinder ein Erlebnis, nicht zuletzt deshalb, weil die Geissen in den Packsätteln alles mittragen, inklusive Picknick. Die Wanderroute beginnt nach einer achtminütigen Fahrt mit der Luftseilbahn beim idyllischen Bannalpsee. Die Alphütte Oberfeld erreicht man in rund zwei Stunden. Die Fortsetzung auf dem Walenpfad, der von der Bannalp nach Engelberg führt, ist eine der schönsten Höhenwanderungen in unserem Land.
Von der Fafleralp zur Anenhütte (VS) Nr. 0926
Fafleralp • VS

Von der Fafleralp zur Anenhütte (VS)

Die Wanderung zur Anenhütte ist ein Erlebnis: Sie führt zuerst durch würzige Wälder, später über duftende Blumenwiesen weit ins Hochgebirge, zu den ungestümen Kräften des Gletschers, der hier seine Spuren hinterlassen hat. Mehrmals quert der Weg wilde Bäche mit eiskaltem Gletscherwasser. Dani Ritler, Biobauer aus Blatten, kennt diese Naturwunder gut: Seine Schafe weiden im Sommer auf den saftigen Wiesen der Gugginalp. Einmal pro Woche geht er z’Alp, um nach seinen Tieren zu schauen. Im Herbst kommen die über zweihundert Schafe zurück ins Tal - ein spektakulärer Alpabzug, der stets viel Volk anzieht! Fast alles, was Dani und seine Frau Karin produzieren, besteht aus dem hofeigenen Biolammfleisch. Dazu gehören Trockenwürste oder die «Knabberli», in denen noch Rindfleisch, Speck und Rotwein zur Gaumenfreude beitragen. Die beiden Biobauern sind innovativ: Vor Kurzem haben sie «Knusperli» lanciert, das sind mit Sesam panierte Lammschulterstücke, die sich im Olivenöl gebraten gut zum Apéro eignen. Oder das «Lammfleisch im Aquarium», in Sherry eingelegte Schulterstücke mit Gemüse im Einmachglas. Und weil ein Gigot besonders gut schmeckt, wenn man es im Heu schmort, kann man bei den Ritlers nicht nur Frischfleisch, sondern auch Heu kaufen oder sich ein ganzes «Fuädr» nach Hause schicken lassen. Alles in Bioqualität, denn als Erste im Lötschental wurden sie mit der Knospe von Bio Suisse ausgezeichnet. Ihr Hoflädeli in Blatten kann man übrigens nicht übersehen: Eine grosse, aus Holz geschnitzte «Tschäggätta» steht vor der Tür! Geniessen kann man das Lammfleisch auch in vielen Restaurants im Lötschental. Besonders edel zubereitet wird es im Goût-mieux-Restaurant Bietschhorn in Kippel, das ein erstklassiges Lammragout anbietet. Ein sympathisches Plätzchen, in dem fast alles bio ist, von der Forelle bis zur Walliser Käseschnitte.
Zum Caveau du Cloître in Aigle (VD) Nr. 0927
Aigle • VD

Zum Caveau du Cloître in Aigle (VD)

Das Restaurant Caveau du Cloître befindet sich in einem ehemaligen Weinkeller im oberen Teil der Altstadt von Aigle. Sévérine Lecoq, die Gastgeberin, weiss, wie man das Terroir auf die Teller zaubert. Eglifilets, Roastbeef und heisse Schokoladenküchlein warten auf die Geniesser. Auch önologisch ist für Genuss gesorgt. Wir befinden uns schliesslich im Stammland berühmter Tropfen wie «Aigle les Murailles» oder «Petit Vignoble». Auch der spritzige Yvorne wächst an den Sonnenhängen prächtig. Selbstverständlich sind nebst Weinen aus Chasselas-Trauben auch edle Rote wie der «Château Maison Blanche» oder der «Pierre de Lune» ein Thema. Bei schönem Wetter kann man in der Caveau du Cloître draussen im Garten tafeln und den Blick in die Weinberge geniessen. Auf das Thema Wein ist auch unser Wandertipp ausgerichtet, der zwar zum grossen Teil über asphaltierte Wege führt, aber spannende Einblicke in den lokalen Weinbau ermöglicht. Wir starten beim Bahnhof Aigle, durchqueren die Altstadt und folgen nach der Brücke dem Teilstück des «Sentier des vignes» nach Yvorne. Dort lädt die «Maison blanche» zur Degustation ein. Zurück in Aigle ist ein Besuch des Château d’Aigle empfehlenswert: In 17 Sälen wird die Kulturgeschichte des Weins abgehandelt – von den Griechen und Römern bis zur Moderne. Beim Schloss führt der «Sentier des vignes» weiter nach Ollon, zu den Salzminen von Bex und den Thermen von Lavey-les-Bains: 23,7 Kilometer umfasst der Rebwanderweg. Überall warten gemütliche Caves auf degustationsfreudige Besucher, zum Beispiel die «Association viticole», die sich in Ollon beim Dorfbrunnen befindet. Wer schon vorher Hunger hat, schreitet nach dem Museumsbesuch am besten bei Sévérine sofort zu Tisch.
Von Twann nach Ligerz zur St. Petersinsel (BE) Nr. 0929
Twann — St. Petersinsel • BE

Von Twann nach Ligerz zur St. Petersinsel (BE)

Spritzige Chasselas und edle Blauburgunder: Die Pilger wussten früher genau, wo sich Glaube und Genuss am besten verbinden liessen. Die Route durch die Rebberge am Bielersee bot schon im frühen Mittelalter viele Gelegenheiten, «die Seele zu stärken». Unsere Wanderung führt vom «Propfhüsli» in Twann, in dem sämtliche Bielerseetropfen zu degustieren sind, auf dem Pilgerweg nach Ligerz, der durch zahlreiche Biorebberge führt. Die Zahl der Biowinzer hat in den letzten Jahren stark zugenommen, was zu einer Kulturlandschaft mit einer einmaligen Vielfalt an Pflanzen und Tieren geführt hat. Bruno Martin, Biowinzer in Ligerz, hat dazu wertvolle Informationen geliefert (siehe Vorwort und Video), die den Blick schärfen für die versteckten Naturwunder an diesen sonnenverwöhnten Hängen. Sehenswert ist auch die spätgotische Kirche in Ligerz mit der imposanten Gesetzestafel, die - einmalig in dieser Form - die zehn Gebote in französischer Sprache auflistet. Von Ligerz geht es entweder auf dem Seeweg weiter, oder man wandert via Erlach und danach auf dem Heideweg zum Klosterhotel St. Petersinsel. Seit 1989 ist die gesamte Insel Naturschutzgebiet. Einzige Gebäude sind der Gutsbetrieb und das Klosterhotel, das früher ein Cluniazenserkloster war. Die Betreiber legen eine grossen Wert darauf, eine Gastlichkeit zu pflegen, die der Ruhe der Insel Respekt zollt. Kulinarische Highlights sind Bioforellen vom Blausee und das Natura-Beef vom Inselbiohof. Vom Charme dieses Naturparadieses angetan waren offenbar auch Kaiserin Joséphine, die Könige von Preussen, Schweden und Bayern und - wie könnte es anders sein - Johann Wolfgang Goethe, der alles andere als ein Kostverächter war. Nicht zu vergessen Jean-Jacques Rousseau, der 1765 mehrere Wochen hier lebte und an seinem «Dictionnaire de Musique» arbeitete.
Von Kleinlützel zum Restaurant Neumühle (JU) Nr. 0930
Kleinlützel — Restaurant Neumühle • SO

Von Kleinlützel zum Restaurant Neumühle (JU)

Ausgangspunkt der Wanderung ist Kleinlützel im Kanton Solothurn. Nach einer halben Stunde Wanderzeit trifft man bereits auf den ersten Grenzstein und wandert im Kanton Jura weiter. Die letzte Etappe führt zum Restaurant Neumühle in Roggenburg im Kanton Jura. Die Dreikantonewanderung bietet zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Dazu gehört die Ruine Löwenburg in der Gemeinde Pleigne (JU). Die Burg wurde vor 800 Jahren von einem Adelsgeschlecht aus dem Sundgau erstellt und beeindruckt durch einen imposanten Wehrhof. Nur wenige Wanderminuten entfernt liegt der Gutsbetrieb der Christoph-Merian-Stiftung. Hier empfiehlt sich der Besuch des Museums mit den Silex-Funden aus der Steinzeit. Sehenswert ist auch die kleine Kapelle mit dem Himmelsgewölbe. Auch das Restaurant Neumühle, das sich als Referenz zur nahen Grenze auch als «Moulin neuf» bezeichnet, hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Vor 300 Jahren wurden die Gebäude als Kloster erstellt. In den Wirren der französischen Revolution verschwanden die Mönche. 1966 kaufte die Merian-Stiftung die Anlage, die sich seit 2003 im Besitz der Basler Familie Weck befindet. Das «Moulin» verwöhnt seine Gäste mit einer kreativen saisonalen Bioküche. Ganzjährige Spezialität sind die Forellen aus dem eigenen Teich. Von der hausgemachten Pasta über das Fondue bis zum Surprise-Menü mit sieben Gängen ist alles «natürlich bio», so das Motto des sympathischen Familienbetriebs. Ab September setzt Arvid Weck, der Sohn von Christine, die uns auf der Wanderung begleitet hat, Hirsch auf die Karte. Das Wild stammt vom Demeterhof Probstenberg im Berner Jura. In idyllischer Umgebung wachsen hier die Rothirsche von Oliver Bürgi auf. Apropos Grenzen: Die Sprach- und Landesgrenze liegt nur wenige Meter von der Tür der «Neumühle» entfernt. Bei der Brücke lag früher noch die Zollstation.
Auf der Schneckenspur Nr. 0896
Stn. Niederrickenbach — Ristis • NW

Auf der Schneckenspur

Dank einer listigen Strategie überlebte sie die Eiszeit: eine kleine Häuserschnecke aus der Familie der Haarschnecken, nur gerade sechs Millimeter breit und drei Millimeter hoch. Mit dem Vorrücken der Gletscher rettete sie sich auf die eisfreien Gipfel der Alpen. Hier, auf südexponierten und im Frühling rasch aperen Halden, lebt sie seither unter Kalkplatten. Entdeckt wurde die Schnecke 1916 auf der Bannalp im Kanton Nidwalden, weshalb sie den Namen Nidwaldner Haarschnecke trägt. Lange Zeit war dies ihr einzig bekannter Lebensraum weltweit. Ihre Verbreitung und Biologie wurde von 2006 bis 2010 neu untersucht. Seither weiss man, dass sie auch rechts und links des Engelbergertals, in den Kantonen Uri, Obwalden und Bern, auf verschiedenen Gipfeln zwischen 2100 und 2575 Metern über Meer vorkommt. Die Wanderung auf den Spuren der Haarschnecke folgt den Gipfeln und Graten, auf denen die Nidwaldner Haarschnecke lebt, und ist ein besonderes Vergnügen für all jene, die luftige Höhen mögen. Vom Haldigrat geht es über den Gipfel des Brisen zum Risetenstock und zum Übernachten hinunter auf die Alp Gitschenen ob dem Urner Isenthal. Der zweite Tag führt über einen Alpinwanderweg zum Chaiserstuel und der Bannalper Schonegg, zum locus tipicus der Haarschnecke. Hier wurde sie vom Basler Schneckenforscher Leo Eder entdeckt. Dann geht die Wanderung um die Walenstöcke herum, über das Schöntal zum Rot Grätli, wo sich der Blick Richtung Titlis und Berner Alpen auftut. Noch umfassender ist die Aussicht vom Engelberger Rotstock - ein gut einstündiger Abstecher, der zwar markiert, aber kein offizieller Wanderweg ist und nur von erfahrenen Berggängern unternommen werden sollte. Dann über das Griessental zur Rugghubelhütte und weiter zur Station Ristis der Brunnibahn.
Schiffskanal im Märchenwald Nr. 0879
Stn. d'Eclépens — Chavornay • VD

Schiffskanal im Märchenwald

In dieser idyllischen Gegend träumten holländische Handelsleute im 17. Jahrhundert vom Nordseeanschluss ans Mittelmeer. Mit einem Schiffskanal zwischen Neuenburger- und Genfersee war hier das Teilstück einer Wasserstrasse durch Europa geplant. Das aberwitzige Projekt musste 1648 eingestellt werden, weil den Erbauern das Geld ausging. Der Kanalteil, der bis dahin fertiggestellt war, diente dann aber noch 200 Jahre lang als regionale Schiffsverbindung zwischen Cossonay und Yverdon-les-Bains. Die Route führt am Anfang zu zwei Bauten, die vom alten Transportweg zeugen. Nach wenigen Minuten stösst man auf ein 60 Meter langes Kanalrelikt¹, das mit hohen Stützmauern versehen ist. Kurz darauf blickt man von einer Anhöhe auf die Eisenbahnlinie Morges-Yverdon hinunter, die den Mormont durch zwei Tunnels quert. Sie zerschneidet das alte Kanalbett. Ein kleiner Abstecher lohnt sich zum Haus des Schleu* senwärters (Maison du commis), das zwischen 1640 und 1650 erbaut wurde. Weitere Spuren des Kanals findet nur, wer die Orbe-Ebene auf unmarkierten Wegen passiert. Der Wanderweg führt aber wieder durch Wälder und ländliches Gebiet bis nach Le Coudray. Eine Abkürzung über die Landstrasse führt nach Goumoëns-le-Jux und erspart einem den langen Umweg über Oulens-sous-Echallens. Das letzte Wegstück folgt dem Fluss Talent. In Chavornay befanden sich einst am Kanal mehrere Schleusen, Brücken und ein Hafen. Und in der Nähe kam 1829 beim Einsturz eines Aquädukts der Verkehr durch den alten Kanal endgültig zum Erliegen. Ebenfalls einen Besuch wert ist die Kirche St-Maurice¹ in Chavornay. Auf der nachfolgenden Zugfahrt nach Yverdon-les-Bains sieht man gut, wie hoch die Auto* bahnbrücke gebaut wurde, damit auch später noch Frachtkähne hätten darunter durchfahren können.
Hindernisfreier Uferweg Nr. 0880
Rapperswil (SG) — Schmerikon • SG

Hindernisfreier Uferweg

Die Route zwischen Rapperswil SG und Schmerikon gehört zu den hindernisfreien Wegen, die SchweizMobil vor einem Jahr besonders, aber natürlich nicht ausschliesslich für Menschen mit eingeschränkter Mobilität angelegt und signalisiert hat. Die sehr flache, zu weiten Teilen über Kieswege führende Wanderung beginnt am Rapperswiler Bahnhof. Rasch ist das nördliche Ufer des Zürcher Obersees erreicht, und nur wenig später werden die letzten Häuser passiert. Vorbei an Gemüsefeldern und Obstbäumen geht es durch eine ebenso idyllische wie geschichtsträchtige Gegend stets Richtung Osten dem See entlang. Am Wegrand sind immer wieder Infotafeln angebracht, auf denen man Wissenswertes über die lokalen Sehenswürdigkeiten erfährt. Erster Höhepunkt ist das 1259 gegründete Zisterzienserinnenkloster Mariazell-Wurmsbach mit dem angeschlossenen Mädcheninternat. Bald danach führt der Weg zum kleinen, seit 2004 nicht mehr bedienten Bahnhof von Bollingen und zur auf einem Hügel über dem Weiler thronenden Kirche St. Pankraz aus dem 12. Jahrhundert. Vom Weg aus kaum zu sehen, versteckt sich hinter dichten Bäumen der «Bollinger Turm», ein von Carl Gustav Jung erbautes Schlösschen, in das sich der berühmte Schweizer Psychiater oft zum Schreiben zurückzog. Weiter geht es mit einem etwas weniger attraktiven Wegstück - eingeklemmt zwischen dem See, der Bahnlinie und der Strasse -, an dessen Ende eine kleine Oase wartet: die Wirtschaft zum Hof. Der lauschige Garten des Restaurants und die benachbarte St.-Meinrad-Kapelle aus dem 13. Jahrhundert, ein beliebtes Hintergrundsujet für Hochzeitsfotos, laden zu einem letzten Halt ein, bevor Schmerikon und damit das Ziel der Wanderung erreicht ist.
Auf Hummelsuche im Jura Nr. 0881
Sombeval — Courtelary • BE

Auf Hummelsuche im Jura

Die Wanderung von Sombeval nach Courtelary ist lieblich. Stoppt man hin und wieder und nimmt man sich etwas Zeit für die Hummeln am Südhang vom Vallon de St-Imier, sind die rund 500 Meter Höhendifferenz bis hinauf auf die Hoch-ebene des Montagne du Droit ein Pappenstiel. Das Bimmeln der Kuhglocken, das Pfeifen des Zugs Richtung La Chaux-de-Fonds und das Zirpen der Grillen begleiten die Wanderung akustisch. Und wer Hummeln sucht, wird natürlich bei jedem Summen in der Luft die Ohren spitzen - und erstaunt sein, wer da sonst noch unterwegs ist. Alle, die irgendwann genug von Insekten haben und sich lieber an grössere Tiere halten, werden sich auf die Stallungen der Stiftung für das Pferd bei Le Jeanbrenin freuen. Wenn es heiss ist, ruhen sich die sympathischen Vierbeiner tagsüber in ihren Boxen aus. Und dank den Plaketten an den Türen erfährt man jeweils, wie viele Jahre das Gegenüber auf dem Buckel hat. Und vielleicht sogar, worin seine Arbeit früher bestand - wie bei einem mächtigen Belgier, der einst für die Brauerei Feldschlösschen den Wagen gezogen hat und seinen Ruhestand offensichtlich geniesst. Ansonsten bietet die Wanderung alles, was man im Jura erwarten darf: eine Hochebene mit Weiden, auf denen mächtige Tannen stehen. Einen Ausblick runter ins Tal und hinüber auf den nächsten Hügelzug, den Chasseral. Und natürlich speziell viele Blumen, da die Wanderung durch zwei Trockenweiden von nationaler Bedeutung führt.
Schiffskanal im Märchenwald Nr. 0882
Bremblens — Morges • VD

Schiffskanal im Märchenwald

Während auf der ersten Wanderung tatsächlich noch Spuren des Canal d’Entreroches im Gelände oder zumindest in Karten (Landeskarte, Dufourkarte) zu erkennen sind, folgt die hier beschriebene zweite Route dem imaginären, nie realisierten Teil des Wasserstrassenprojekts. Ein Start ab Cossonay, wo 1648 das Projekt wegen Geldmangels eingestellt werden musste, verlängert die Wanderung um rund 1,5 Stunden und verläuft zudem über weite Teile abseits des Flusses. Die Wanderung beginnt deshalb in Bremblens, das mit dem Postauto von Morges her zu erreichen ist. Nach rund einer Stunde biegt man auf den «Sentier de la Venoge» ein und folgt dem Fluss bis zu dessen Einmündung in den Genfersee. Unterwegs zeigt sich bei zwei Schwellen deutlich das Gefälle der Venoge, ansonsten könnte man sich einen Schiffsverkehr hier durchaus vorstellen. Natürlich müsste das Flussbett vertieft werden - die Wasserhöhe beträgt oft nicht einmal einen Meter -, und die zahlreichen Biegungen und Flussschlaufen wären zu begradigen. Die Wald- und Auenlandschaft ist aber sehr idyllisch, und mit ein wenig Fantasie sieht man vor dem geistigen Auge beladene Frachtkähne dahingleiten. Bei zwei Passagen wird diese Idylle getrübt: Zwischen Echandens und Ecublens sind auf wenigen Metern gleich mehrere Strassen- und Eisenbahnbrücken zu unterqueren. Lärm sowie Graffiti an den Betonwänden rufen in Erinnerung, dass man sich in Stadtnähe befindet. Und zwischen Préverenges und St-Sulpice gilt es nochmals, die Autostrasse zu überqueren und den Abstieg zum Kanal zu finden, der in den Genfersee einmündet. Die einstündige Promenade dem Seeufer entlang nach Morges rundet das Wandererlebnis harmonisch ab.
Vier Quellen in fünf Tagen Nr. 0888
Oberalppass — Gotthardpass • UR

Vier Quellen in fünf Tagen

Der Vier-Quellen-Weg ist ein europaweit einzigartiges Projekt: In wenigen Tagen gelangt man zu Fuss in vier Kantone (Uri, Graubünden, Wallis, Tessin) und kommt zu den Quellen von vier bedeutenden Flüssen (Rhein, Reuss, Ticino, Rhone). Die Quellen können auch als Tageswanderungen erreicht werden, da öffentliche Verkehrsmittel fast immer in der Nähe sind. Die Schweizer Wanderwege haben den Vier-Quellen-Weg 2014 mit dem Prix Rando ausgezeichnet. Als Zweitageswanderung bieten sich die ersten beiden Etappen gut an. Am ersten Tag wandert man vom Oberalppass zur Quelle des Rheins, dem Lai da Tuma oder Tomasee. Weiter geht es durch ausgedehnte Feuchtgebiete mit unzähligen Bächen und Tümpeln sowie Flach- und Hangmooren. Über den Pass Maighels gelangt man zum idyllischen Portgerensee. Eine Stunde später ist das Tagesziel des ersten Tages, die Vermigelhütte, erreicht. Die zweite Etappe führt zuerst durch die Alp Summermatten, wo viele glitzernde Steinmandli den Weg säumen. Diese Gegend ist als Mineralienfundgebiet bekannt. Danach folgt der Aufstieg zum höchsten Punkt dieser Zweitageswanderung, dem Piz Giübin mit seinen 2776 Metern über Meer. Nach einer Rast mit wunderschöner Rundumsicht steigt man ab zum Staudamm des Sellasees. Von dort führt der Weg parallel zur asphaltierten Strasse runter zum Gotthardpass, dem Ziel dieser Zweitageswanderung. Das Hospiz, das Hotel und das Museum sind schon von Weitem sichtbar. Hinweis: Das Postauto ab Gotthard Passhöhe nach Andermatt oder Airolo verkehrt von Juni bis Oktober. Genauere Informationen und Fahrplan sind auf www.postauto.ch (unter den Links «Fahrausweise», «Spezial-Fahrausweise» und «Alpine Ticket») zu finden.
Längste Treppe der Welt Nr. 0883
Mülenen — Niesen • BE

Längste Treppe der Welt

Einmal im Jahr, an einem Junitag, gibt es am Niesen kein Halten mehr: Dutzende Menschen rennen die schmale Treppe entlang des Bahntrassees hinauf. Die längste Treppe der Welt übt ihren Reiz aus: 11 674 Treppenstufen in etwas mehr als einer Stunde zu meistern, das muss erst geschafft werden. Der Kolumbianer Francisco Sanchez brauchte dafür nur 52:22 Minuten und stellte die Bestzeit auf der Rekordtreppe auf. Die Wanderer nehmen es gemütlicher. Sie wählen dazu den rund fünfstündigen Weg, der zwar steil, aber aussichtsreich mehr oder weniger der Bahn entlang führt. Er beginnt in Mülenen rechts der Talstation mit der Überquerung der Kander. Erst geht es gemächlich aufwärts, dann immer steiler – immer begleitet vom Knattern und Schleifen der Seilbahn. Mehrmals können die Gipfelstürmer wählen zwischen einer längeren, aber weniger steilen Route und dem Direktweg. Bis etwas nach der Mittelstation Schwandegg verläuft der Weg mehrheitlich durch den Wald, später folgt die Waldgrenze und mit ihr das unbegrenzte Panorama, wo das Tiefblau von Thuner- und Brienzersee mit dem Weiss der Gipfel des Berner Oberlandes um die Wette strahlt. Diese Aussicht kann bei der Mittelstation beim Bräteln genossen werden. Danach werden die Haarnadelkurven immer enger und zahlreicher, doch der Gipfel rückt näher und näher. Gut möglich, dass einen hier ein ambitionierter Läufer überholt, der für den Niesenlauf trainiert. Der Wanderer lässt ihn gerne passieren. Während sich der Läufer etwas später oben in der Bergstation in der öffentlichen Dusche erfrischt, tut dies der Wanderer bei einem kühlen Getränk im Berghaus. Der Berg ist geschafft, und auf der halbstündigen Talfahrt kann der Wanderer von der Bahn aus gemütlich die 11 674 Treppenstufen begutachten, von denen sich der Läufer im nächsten Juni herausfordern lassen wird.
Höchste Wanderung Europas Nr. 0884
Gruben • VS

Höchste Wanderung Europas

Der höchste Wanderberg Europas bietet nicht nur ein phänomenales Panorama, sondern auch ein hochalpines Feeling: Ständiger Begleiter ist das ewige Eis, die Vegetation ist nach kurzer Zeit nur noch karg. Beim Aufbruch im Morgengrauen erfasst die Sonne gerade die höchsten Gipfel der gegenüberliegenden Talseite, hier ist es noch kühl und schattig. Gleich nach der Turtmannhütte folgt das Gässi, die anspruchsvolle Schlüsselstelle der Route. Der Schutt knirscht unheilvoll unter den Sohlen. Die Felsabsätze sind mit Ketten und Seilen gesichert, die Wanderung stellt hier Anforderungen wie ein weiss-blau-weiss markierter Alpinwanderweg. Aus der Rinne gelangt man auf einen Grat. Im Rücken liegt nun der mächtige, steil abfallende und himmelblaue Turtmanngletscher. Der Weg führt entlang einer langen Moräne, rechts davon der Brunnegggletscher und auf der linken Seite abstrakte Felsgebilde. Darüber thront das Barrhorn. Die Rauheit dieser Einöde wirkt beruhigend. Mit jedem Schritt scheint der Gletscher zu wachsen und näher zu rücken. Der Pfad auf der Moräne ist umgeben von Eis und Fels. Sobald der Gletscher zum Greifen nah scheint, nimmt die Steigung zu. Über eine Schutthalde gelangt man zum Schöllijoch, wo bizarre Felsformationen vom unablässigen Wind zeugen. Der Weg biegt nun nach Norden ab und verläuft über die Flanke des Barrhorns. Auf dem Weg zum Gipfel liegt überall Geröll, fast jeder Schritt sinkt ein, gelegentlich hat es kleine Schneeflecken. Doch der Aufstieg lohnt sich: Der Blick fällt auf den Brunnegggletscher, die imposante Mischabelgruppe und die Berner Alpen. Die Wandertour lässt sich in einem Tag machen. Da die Anreise recht aufwendig ist, lohnt es sich aber, sich zwei Tage Zeit zu lassen und zum Beispiel in der Turtmannhütte zu übernachten.
Kürbisrekord in Pfungen Nr. 0886
Pfungen — Tössegg • ZH

Kürbisrekord in Pfungen

Nahe bei Pfungen findet sich ein Weltrekord: In seiner Gärtnerei pflanzt Beni Meier Riesenkürbisse an. Der Gärtner aus dem Weinland räumt seit Jahren erste Preise an den Schweizer Meisterschaften im Kürbiswiegen ab. 2013 ging er zum Beispiel mit einem Prachtexemplar in den Wettbewerb, das bei einem Umfang von 5 Metern und 70 Zentimetern ein Gewicht von 1053,5 Kilo auf die Waage brachte. Die Familienwanderung beginnt in Pfungen, das mit der S-Bahn über Winterthur erreichbar ist. Vom Bahnhof wandert man dem Gleis entlang bis zur Kreuzung und geht dann der Töss entgegen. Auf einem Steg überquert die Route den Fluss. Ein Abstecher nach rechts führt zur Kürbisgärtnerei. Danach führt der Weg im Wald auf zahlreichen Stufen bergan. Über Flurwege erreicht man den Hof Oberhueb und somit die Höhe des Irchel. Ein Blick zurück auf die Stadt Winterthur lohnt sich. Dann geht es auf einer Waldstrasse zur Lichtung Breitmatt. Die romantische Blockhütte lädt zur Rast ein. Gut markierte Waldwege führen dann zum 28 Meter hohen Irchelturm, der einst wegen seiner Antenne heftig umstritten war. Vom Turm aus geniesst man eine fantastische Fernsicht über das Zürcher Weinland bis zum Hegau. Waldwege und Pfade wechseln sich alsbald auf dem Weg zum Aussichtspunkt Hochwacht ab. Auch hier reicht der Blick über das Rafzerfeld und Eglisau bis weit in den Schwarzwald hinein. Über das Hörnli führt der Abstieg zum Weinbauerndorf Teufen hinunter. Hier kann die Wanderung an der Postautohaltestelle beendet werden. Für einen würdigen Abschluss sorgt aber noch ein Abstecher in die Tössegg (plus 1,5 Kilometer). An den prächtigen Fachwerkhäusern geht es zum gleichnamigen Ausflugsrestaurant am Zusammenfluss von Töss und Rhein. An schönen Tagen ist hier immer was los, sodass die Zeit viel zu schnell vergeht.
Über sieben Flimser Brücken Nr. 0887
Flims Dorf — Stn. Alp Naraus • GR

Über sieben Flimser Brücken

Der Trutg dil Flem wurde 2013 eröffnet, und er verbindet sieben kunstvoll gestaltete Brücken des berühmten Ingenieurs Jürg Conzett (*1956). Der Name bedeutet ungefähr Trottoir am Flimsbach, und solche Verspieltheit weckt Neugier auf den 2014 mit dem Prix Rando ausgezeichneten Weg. Steil bergauf geht es an einen schluchtartigen Graben, weiter oben durch ein wildes, märchenhaftes Labyrinth aus bemoosten Felsblöcken, das grösste Aufmerksamkeit erfordert. Hinter der Punt Gronda (Pt. 1297) sticht der Pfad hinunter an die Uferböschung, und hier bietet der Trutg den ersten Einblick in seine Geheimnisse: Die schlichte, filigrane Brücke Muletg überquert den Flem, gegenüber führt der steile Weg schon zur nächsten, zur Wasserfallbrücke, die sich in elegantem Bogen über das tosende Wasser schwingt. Von weiter oben fasziniert der Blick zurück auf die beiden Übergänge, deren verschiedene Bauweisen und Materialien einen Dialog führen. Bei der dritten Brücke, der Punt da Max, wieder anders gebaut, tritt die Brückenkunst in eine weitere Phase. Im tiefen Bachbett, auf der Punt Tarschlims, ist die Mitte der Symphonie erreicht. Bald führt der Pfad wieder steil hinauf zur Brücke Pilzfelsen, die wie eine umgekehrte Passerelle in die felsigen Uferböschungen hineingelegt ist, und nur einen Katzensprung darüber steht auf feinen Holzstelzen die Verweilbrücke. Den Abschluss der schönen Brücken bildet die kleine Oberste Brücke, so leicht und kühn hingehaucht wie ein Haiku-Gedicht. Auf dem letzten Stück Weg zur Station Naraus spüren die Wanderer, dass sie durch eine Symphonie gewandert sind, eine siebensätzige Brückensymphonie. Das ist also nicht bloss eine Wanderung, das ist auch reicher Kunstgenuss.
Wilde Sihl, ruhiger See Nr. 0889
Sihlbrugg — Wädenswil • ZG

Wilde Sihl, ruhiger See

Die 1,6 Kilometer Seeuferweg zwischen Richterswil und Wädenswil sind zwar sehr empfehlenswert - doch für echte Wanderer kann das natürlich nur das Dessert sein. Es empfiehlt sich, vorher als Hauptgang schon einige Kilometer zu sich zu nehmen und den Prix-Rando-Preisträger 2014 ganz am Schluss zu geniessen. Zum eleganten Seeuferweg der Zürcher Wanderwege passt die Tour durch das wilde Sihltal perfekt. Der Weg beginnt in Sihlbrugg Dorf, einem wenig einladenden Verkehrsknotenpunkt zwischen den Kantonen Zürich und Zug. Doch schon kurze Zeit nach dem Start gibt es abgesehen von wenigen Bauernhöfen keine Anzeichen mehr von Zivilisation, nur einen rauschenden Fluss. Eine spektakuläre Aussicht bietet sich beim Sihlsprung, wo sich die Sihl um mächtige Felsbrocken schlängelt. Fast geht dabei vergessen, dass es sich bei diesem Fluss um das gleiche Gewässer handelt, das einige Kilometer weiter abwärts gezähmt durch Zürich schleicht. Nach dem Elektrizitätswerk verlässt der Wanderweg die Sihl und steigt einen Hügel empor. Über Wiesen und durch Wälder erreicht man schliesslich Schönenberg und Samstagern. Weil die Hanglage hier einen schönen Blick auf den See erlaubt, ist die Gegend entsprechend verbaut. Wer sich die Asphaltsträsschen sparen will, steigt in den Ortsbus zum Bahnhof Richterswil. Der Seeuferweg beginnt beim Bahnhof Richterswil und führt direkt am Ufer entlang nach Wädenswil. Der Weg führt streckenweise auf Stegen direkt über das Wasser. Diese Lösung zeigt gut, wie ein Wanderweg - trotz verbauter Gegend - attraktiv gestaltet werden kann. Kurz vor dem Ziel lohnt sich ein Halt auf dem hölzernen Aussichtsturm.
Kleinode im Nationalpark Nr. 0895
Punt la Drossa P4 — Il Fuorn P6 • GR

Kleinode im Nationalpark

Sie sind zahlreich, aber einfach zu übersehen. Doch die Ameisennester, die entlang der Wanderwege liegen, haben es sprichwörtlich in sich. Im Nationalpark wiegen die winzigen Tierchen mit 350 000 Kilo insgesamt gleich viel wie die Steinböcke. Aber nicht nur die Ameisen gehören zu den unbeachteten Wundern des Parks. Auch Spechtringe und Geissentannli erzählen vieles über die hiesigen Bewohner, wenn diese sich einfach nicht zeigen wollen. Aber Achtung: Um die Natur im Nationalpark weiterhin unberührt zu lassen, dürfen die Wege nicht verlassen werden. Die Wanderung auf die Alp La Schera beginnt beim Parkplatz 5, der von der Bushaltestelle Il Fuorn über einen Weg entlang der Passstrasse erreicht wird. Der Bergwanderweg führt alsbald in den Wald, vorbei an den vom Wild abgefressenen Tännlein und den vom Specht gehauenen Löchern, die in einer Linie um den Baumstamm herum verlaufen. Kurz nachdem der Wald endet, ist die Alp La Schera erreicht. Auf dem markierten Platz rund um das Steinhaus kann Rast gehalten werden, während sich rundherum Murmeltiere tollen. Manchmal suhlen sich hier auch Rothirsche im Dreck, zumindest sind ihre Spuren noch zu sehen. Der Rückweg führt einer Schneise gleich durch ein Meer umgestürzter Bäume, die von der Sonne während Jahrzehnten gräulich-weiss gebrannt worden sind. Wie Streichhölzer liegen sie verschachtelt zwischen den vor Grün strotzenden Lärchen, überwuchert von Heidelbeerstauden, Moos und Flechten. Nach der Abzweigung beim Punkt 1828 führt der Weg direkt zur Punt la Drossa (P4).