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Erlebnisraum Tafeljura Nr. 0459
Sommerau — Läufelfingen • BL

Erlebnisraum Tafeljura

Ab Olten bringt die S9 Wandernde innert einer Viertelstunde nach Sommerau. 1858 gab es die S9 noch nicht, da wurde der Hauenstein-Tunnel eröffnet und Sommerau wurde als einziger Bahnhof zwischen Sissach und Läufelfingen zum Brennpunkt. Heute beschäftigen uns eher Engpässe zu Stosszeiten, doch die haben die Wandernden längst hinter sich gelassen und gehen gemütlich los auf dem Wanderweg Richtung Rümlingen, wo eben der Zug herkam. Bald traversiert der Weg die Bahnlinie und folgt dem Chrintelbach. Die Route steigt nun stetig, abwechselnd durch Wald und über Wiesen, hoch über Egg, Chapf und Hofmatten auf den Wisenberg. Dort lohnt es sich, auf den Turm auf dem Bergspitz und damit über die 1000-Meter-Grenze zu stiegen. Während der beiden Weltkriege diente der Turm als Beobachtungsposten. Über die Jahre hinweg musste mit dem Wald auch der Turm wachsen, die unterschiedlichen Stilmarken der drei Bauphasen lassen sich gut erkennen. Oben angelangt, lohnt die Rundsicht vom Schwarzwald über den Jura zu den Alpen. Es folgt ein stellenweise steiler Abstieg durch den Wald nach Bad Ramsach, wo Geniesser/innen ihre Muskeln im Mineralheilbad entspannen können. Wer danach allzu entspannt ist, kann sich vom Shuttle-Bus des Kurhotels nach Läufelfingen bringen lassen. Alle Anderen steigen noch einmal hoch, auf den Homberg, und treffen im Abstieg durch den Wald auf die Ruine Homburg. 1240 lies Graf Hermann von Froburg sie zur Überwachung des Transitverkehrs am Unteren Hauenstein bauen und nannte sie Neu-Homberg zu Ehren seiner Gattin. Von da ist es nicht mehr weit nach Läufelfingen, der Wanderweg führt einen an den Bahnhof, von wo die S9 wieder nach Olten oder nach Sissach fährt.
Höhenweg Kreuzboden - Saas-Almagell Nr. 0460
Stn. Kreuzboden — Saas Almagell • VS

Höhenweg Kreuzboden - Saas-Almagell

Der Bus bringt Wandernde von Visp an die Haltestelle Bergbahnen in Saas Grund, dem Hauptort des Saastals. Von dort schwebt die Gondelbahn innert zwölf Minuten auf zweieinhalbtausend Meter (Betriebszeiten beachten, BHAG, Tel. 027 958 15 80), den stolzen Ausgangspunkt dieser Höhenwanderung. Es imponiert die Viertausenderkulisse mit Fletschhorn, Lagginhorn und Weissmies ob einem und dem Blick auf die Mischabelkette. Los gehts in südliche Richtung zum Aussichtspunkt Triftgrätji unterhalb des Trifthorns. Dieser Weg heisst auch Alpen~ blumenpromenade, denn zwischen Kreuzboden und Saas Grund wachsen 240 verschiedene Blumenarten. Bebilderte Informationstafeln stehen am Wegrand. Sanft abwärts quert die Routen den Hang oberhalb des Grundbergs, steigt oberhalb der Felsen der Wyssi Flüe durch, die ziemlich steile, aber gut begehbare Flanke hinunter und führt dann abwärts in das wilde Allmagellertal. Die Allmagellerhütte, eingetrichtert zwischen den Bergen und umgeben von Felsbrocken, ist im Sommer bewartet und hat dann auch Restaurationsbetrieb. Ideal für Wandererinnen und Wanderer, um sich hinzusetzen das eindrückliche Gelände wirken und den Blick schweifen zu lassen, bevor man sich auf den Weiterweg begibt, der nun schon wieder den Talboden ansteuert. Es folgt die Route bis zur Chüelbrunnji-Brücke dem Almagellerbach, ab dort windet sie sich in Serpentinen durch lichten Lärchenwald den Hang hinunter und endet auf dem Parkplatz unterhalb der Bachschlucht in Saas Almagell. Stündlich verkehrt ein Bus von Sass Almagell nach Saas Grund.
Zürichsee-Rundweg Nr. 0461
Start point — Pfäffikon SZ • ZH

Zürichsee-Rundweg

Richterswil liegt am Südufer des Zürichsees, an der Grenze zum Kanton Schwyz, im Rücken breitet sich eine sanfte Hügellandschaft aus. Innert einer halben Stunde ist es von Zürich aus erreicht. Es lohnt sich, vor dem Loswandern den alten Dorfkern mit seinen Riegelhäusern zu durchstreifen. Nicht zu vergessen ist die Fontäne Richterswil, sie ist mit 101 Metern weltweit der höchste Springbrunnen, der mit blosser Schwerkraft betrieben wird. Die Wanderung folgt einer Etappe der Regionalen Route Nummer 84 des Wanderlandes Schweiz, dem Zürichsee-Rundweg. Man folge einfach den entsprechenden grünen Markierungen auf den gelben Wegweisern. Startpunkt ist die Schifflände von Richterswil. Um das Siedlungsgebiet hinter sich zu lassen, leitet die Route die Wandernden am Rand von Wollerau vorbei, durch Sihlegg und gelangt in Schindellegi zuerst an den Bahnhof und schliesslich an die Sihl, die vom Druesberg im Kanton Schwyz herfliesst. Der Weg folgt ihr eine Weile. Bei Bleiken überqueren Wandernde den Fluss und lassen ihn hinter sich, um auf den Etzel zu steigen. Auf dem beliebten Ausflugsberg finden sich noch mehrere Militärbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, die damals die Sperrlinie Etzel bildeten. Ist der Kuli erreicht, beschert er Aussicht auf den Zürichsee, die St. Galler, Glarner und Schwyzer Alpen. Nach einem angemessenen Genussstopp, geht's in den Abstieg, wo nach kurzer Zeit auf der Etzel-Passhöhe die Kapelle St. Meinrad auftaucht. Sie ist nach dem Heiligen Meinrad von Einsiedeln benannt, der zwischen 928 und 935 dort gelebt hat. Via Luegeten gehts weiter ans Ziel der Wanderung, Pfäffikon. Wer noch etwas Energie übrig hat, mag sich vielleicht vor der Heimfahrt im Wasserpark Alpamare vergnügen oder einfach den Tag im Restaurant am See ausklingen lassen.
La petite Gilberte Nr. 0463
Courgenay — Alle • JU

La petite Gilberte

Cette randonnée démarre à la gare de Courgenay. Dès lors, c’est une évidence: il faut prendre un café au restaurant La Petite Gilberte, où la fille des tenanciers, devenue une icône connue dans toute la Suisse, a servi des milliers de soldats pendant la Première Guerre mondiale. Ensuite, c’est parti : la randonnée suit les panneaux jaunes en direction de l’église, dépasse la fontaine octogonale et poursuit vers Courtemautruy. Au centre de ce village se trouve la chapelle Saint Eloi, qui date de 1783. Peu après, l’on découvre le moulin de Paplemont, plus vénérable encore : il fut construit en 1691. Sa roue à aubes, de neuf mètres et demi, compte parmi les plus grandes de Suisse. Il faut dire qu’aujourd’hui, il fonctionne à l’électricité. A Cornol, ceux qui le souhaitent pourront étancher leur soif. Ils poursuivront ensuite le long de la route cantonale. Vers la sortie du village, ils emprunteront une route non goudronnée qui les mènera à travers la forêt jusqu’à Fregiécourt, où ils pourront aussi se restaurer. Ensuite, depuis le rond-point, suivre une petite route goudronnée jusqu’en haut d’une colline (point 533), puis à travers un petit bois et jusqu’au point 585. Tourner à gauche. Descendre à Charmoille par le chemin de randonnée pédestre, qui continue vers l’église. Les randonneurs ne s’y rendront pas, mais poursuivront tout droit, jusqu’à l’angle du bois appelé Mont de Miserez. Au point le plus haut, tourner à gauche et suivre le sentier forestier en direction de Miécourt. Plutôt que d’entrer dans le village, prendre la bifurcation pour Bellevue où, comme de juste, l’on découvrira une vue fort plaisante. Ensuite, à gauche toute ! C’est le retour à la gare – prudence en traversant les rails...
Eigertrail Nr. 0464
Kleine Scheidegg — Brandegg • BE

Eigertrail

Ab Grindelwald oder Lauterbrunnen trägt die Bahn einen bequem über die 2000-Meter-Grenze auf die Kleine Scheidegg, den Ausgangspunkt dieser spektakulären Bergtour vor imposantester Bergkulisse. Alle andern gehen am Hotel Bellevue vorbei, steigen zum Kiesweg hinauf, der parallel oberhalb der Bahnlinie verläuft, und wandern bis zur Loucherflue, wo sich der Weg gabelt. Diese Route führt über den ganz linken, direkteren etwas unterhalb der Station Eigergletscher. Hier beginnt der Eiger-Trail, wie es gross angeschrieben steht. Über die steilen Alpweiden und Geröllhalden der Alp Wärgistal geht man bald am Fuss der imposanten, vielbeschriebenen Eigernordwand und staunt ab der imposanten Bergwelt. Bloss 30 Meter fehlen dem Eiger übrigens zum Viertausender. Nun führt die Route stetig abwärts, und der Blick schweift zum Wetterhorn und der Grossen Scheidegg. Beim Wasserfall wird der Weg etwas rauer. An der Kreuzung mit dem Wegweiser zur Gletscherschlucht könnte man nach Grindelwald hinuntersteigen, doch diese Route biegt links ab und führt, zum Teil mit Seilen gesichert, nach Alpiglen. Wer mag, kann sich dort im Restaurant auf die Sonnenterasse sitzen und den Ausblick geniessen. Alpiglen ist auch Haltestelle der Wengernalpbahn, wer genug gewandert ist, kann sich nach Grindelwald hinunterfahren lassen. Wer noch in der Bergwelt verweilen möchte, geht weiter auf dem nun weiss-gelb-weissen Wanderweg dem Bahntrassee entlang, bei der Gabelung führt diese Route über den Weg rechts in den Wald hinunter, aber auch die links gelangt man zur Bahnstation Brandegg.
Walenpfad Nr. 0465
Brunnihütte SAC — Bergstation Bannalpsee • OW

Walenpfad

Ab Engelberg trägt die Luftseilbahn und anschliessend ein Sessellift (fährt unregelmässig, sich vorgängig informieren, Tel 041 639 60 60/66) Wandernde zum Ausgangspunkt dieser Tour, der Brunnihütte, in der man sich vor der Wanderung stärken oder, wer gern früh startet, sogar übernachten. Gleich neben der Hütte liegt der kleine Härzlisee, um den ein Barfussweg angelegt ist, auf dem Kitzelpfad können Wandernde testen, wie verschiedene Naturmaterialien sich anfühlen und wie das Gehen ohne Wanderschuhe wäre. Die Route steigt dem Ober Staffelberg und den Walenstücken entlang stetig ab Richtung Walenalp. Die Bergkulisse und der Blick ins Engelbergertal sind grandios. Wer eine Cervelat dabei hat, kann sie an der Feuerstelle der Schweizer Familie auf der Walenalp bräteln. Alle andern geniessen, bei entsprechendem Wetter, die Sicht bis ins Mittelland, bevor der Aufstieg auf die Walegg folgt, auf den höchsten Punkt der Wanderung auf 1951 Metern über Meer. Das Ziel der Wanderung, der Bannalpsee, liegt bereits in Sichtweite. Vorerst wird jedoch der Talkessel des Stausees in einem grossen Bogen über geröllreichen Untergrund umrundet. Wer findet, er sei genug gewandert, kann auf halber Seehöhe gerade hinuntersteigen, die offizielle Walenpfad-Route umrahmt jedoch den See via die Restaurants Urnerstafel und Chrüzhütte, wo die Luftseilbahn nach Oberrickenbach hinunterfährt. Das Postauto bringt Wandernde weiter zum Bahnhof Wolfenschiessen.
Naturlehrpfad Ritomsee Nr. 0462
Stne Piora • TI

Naturlehrpfad Ritomsee

Wenn Wandernde in Piotta aus dem Postauto steigen, dürfen sie sich auf die Fahrt mit einer der steilsten Standseilbahnen der Welt freuen; mit einer Neigung von bis zu 87,8 Prozent scheint sie senkrecht in die Höhe zu steigen. Beim Blick aus dem Fenster fallen rechterhand wuchtigen Druckleitungen auf, die Wasser aus dem Ritomsee ins SBB-eigene Elektrizitätswerk befördern. Die Naturlehrpfad-Wanderung startet der bei der Staumauer Diga Ritom, die liegt rund 25 Gehminuten von der Haltestelle Piora entfernt. An Ende der Staumauer können Bedürftige, sich erst einmal von einer Tasse Kaffe im Berggasthaus für die kommenden Eindrücke wecken lassen. Es lohnt sich, die wunderschöne karge Berglandschaft mit wachen Sinnen zu geniessen. Der Weg schlängelt in sanftem Auf und Ab unterhalb des Pinienwalds dem Seeufer entlang, bis er nach Fontanella hochklettert. Dort eröffnet sich der Blick ins felsig-karge Giübin-Gebiet. Weiter gehts über die Mottone-Erhebung geradeaus hinunter und bei der Musinascia-Brücke auf dem Natursträsschen zur Cadagno-Hütte, die von Juni bis Oktober bewartet ist. Die Steintische vor der Hütte laden zum Rasten ein. Dass der ökologische Lehrpfad nicht aus Zufall hier angelegt wurde, zeigt der Weiterweg. Nicht nur der beliebte Piora-Käse stammt von hier. In Zentrum für alpine Forschung wird das einzigartige Ökosystem des Cadagnosees untersucht. Das Phänomen heisst Meromix und bedeutet, dass die saisonale Durchmischung verschiedener Wasserschichten fehlt. Nach dem Schlenker um den Cadagnosee gelangt der Weg wieder an den Ritomsee und am Ufer den Alpe Ritom entlang zurück.
Literatur Nr. 0305
Saas Fee • VS

Literatur

Auf der Flucht aus Nazideutschland verschlug es die Familie Zuckmayer an verschiedene Orte in der Schweiz und den USA. 1938 sahen sie Saas Fee zum ersten Mal und verliebten sich auf Anhieb in den Ort. «Als wir, meine Frau und ich, an einem Juliabend des Jahres 1938 mit unseren Rucksäcken den Kapellenweg von Saas Grund nach Saas Fee hinaufwanderten, wussten wir nicht, dass wir heimgingen», schrieb der Schriftsteller Carl Zuckmayer (1896 - 1977) in seinem autobiografischen Werk «Als wär's ein Stück von mir». Bei Schnee ist nur das obere Wegstück zwischen Saas Fee und der Wallfahrtskapelle «Zur hohen Stiege» offen. Es lohnt sich jedoch, das kurze Wegstück auf den Spuren des Dichters kennen zu lernen, etwa als Einstimmung auf die anschliessende Wanderung über den Zuckmayer‑Wanderweg. Es ist eine Wegstrecke, auf der der Schriftsteller selber oft wanderte. Sie führt durch einen Wald mit mächtigen, uralten Lärchen, die es ihm besonders angetan hatten: «In Ehrfurcht ziehe ich meinen Hut vor den uralten Lärchenbäumen.» Zuckmayer liebte Bäume, und nicht umsonst liess er seinen Gedichtband unter dem Titel «Der Baum» erscheinen. Der Weg beginnt beim Haus Vogelweid, der einstigen Wohnstätte von Zuckmayers. Zur Feier des 100. Geburtstages von Carl Zuckmayer wurde dieser Weg eingeweiht. Fünf Serpentinsteine stehen entlang des Weges, die der einheimische Künstler Urs Supersaxo gestaltet hat. In die Steine sind fünf Zitate des Dichters eingraviert. Mit diesen markanten Zitaten wird die Wanderung nicht nur zu einem landschaftlichen Erlebnis, sondern auch zu einem meditativen Gang.
Literatur Nr. 0306
Cavigliano — Seghellina • TI

Literatur

Der Ausgang des Tals ist verschüttet. Das Unwetter tobt, bald wird es wohlmöglich die Hänge ins Rutschen versetzten. Herr Geiser weiss um die drohende Katastrophe. Verzweifelt sucht er, das Wissen der Menschheit zu retten. Auf Zettel schreibt er, was es nicht zu vergessen gilt. Ein letzter verzweifelter Ausbruch führt ihn über den Passo della Garina, doch dann kehrt Geiser zurück. Unfassbar und zugleich verschwindend klein ist die menschliche Existenz vor der Urgewalt der Natur. Kleiner noch das individuelle Sein. Im tief eingeschnittenen, von der Welt vergessenen Onsernonetal hat Max Frisch sein Refugium gefunden. Dem Tal ein Denkmal gesetzt hat er in dem 1979 erstmals erschienenen schmalen Band «Der Mensch erscheint im Holozän» mit Herrn Geiser als Hauptfigur. Frischs Asche hat der Talwind durchs Tal getragen. Beim Dorfeingang von Berzona, an der Aussenmauer des Friedhofs, erinnert eine Gedenktafel an den grossen Schweizer Schriftsteller. Steil steigt der Wanderweg zunächst hinauf Richtung Nebi und Gerbi. Bei der Kreuzung geht es links über den sonnenexponierten Hang nach Ronconaia und hinab nach Cresmino. Auf dem alten Talweg läuft es sich bequem nach Auressio. Liegt noch kein Schnee, lockt der Weg über Mulegn zu den literarischen Fluchtspuren von Geiser. Nicht empfehlenswert ist die scharfe Kurve zwischen Auressio und Loco auf der engen Fahrstrasse. Variante: Von Auressio mit dem Postauto nach Berzona, von dort an der Gedenktafel vorbei durchs Dorf und zurück in den Hauptort Loco. Gegen 14 Uhr verabschiedet sich die winterliche Sonne aus dem Tal.
Im eisigen Les Verrières Nr. 0309
La Brévine — Les Verrières • NE

Im eisigen Les Verrières

Achtung, dies ist keine Wanderung für Anfänger oder für «Grförli». Wer sich zur kalten Jahreszeit in die kälteste bewohnte Region unseres Landes wagt, muss sich richtig ausgerüstet mehrere Stunden lang in dünn besiedelter Naturlandschaft zu bewegen wissen. Die Route im Neuenburger Jura von La Brévine über Les Bayards nach Les Verrières ist zwar markiert, verlangt aber volle Aufmerksamkeit wegen des Verlaufs in bewaldetem, coupiertem Gelände (Karte unerlässlich, Kompass empfohlen) und wegen klimatisch bedingter Gefahren (Eisglätte). Sollten sich Probleme abzeichnen, lieber umkehren als ein Risiko auf sich nehmen. Zwar sinken im geschlossenen, abflusslosen Hochtal von La Brévine die Temperaturen bereits ab Ende November meist tief unter den Gefrierpunkt, doch lässt der Schnee oft bis zum Jahreswechsel auf sich warten. Zu Beginn des Winters lässt sich die Route bei aperem Boden daher mit Wanderschuhen begehen. Wenn dann aber eine weisse Decke der Landschaft einen wahrhaft sibirischen Anstrich verleiht, schnalle man sich Schneeschuhe an die Füsse. Die Richtung der Tour - allgemein gegen Südwesten - wurde mit Absicht so gewählt, dass die wärmenden Sonnenstrahlern von vorne und die bissigen Bisenstösse von hinten kommen. Während der erste und der dritte Abschnitt der Wanderung teilweise offenes Gelände durchqueren, verläuft die mittlere Etappe vorwiegend durch Nadelwald, wo man Schutz vor dem kalten Nordostwind - und im Schatten die extremsten Tieftemperaturen findet (Thermometer mitnehmen, damit man nach der Rückkehr renommieren kann).
Zauberhafte Kleine Emme Nr. 0310
Bushaltestelle Neuemsern-Rossei — Entlebuch • LU

Zauberhafte Kleine Emme

Zwischen Wolhusen und Entlebuch hat die Kleine Emme eine abwechslungsreiche Flusslandschaft geformt, die auch in der kalten Jahreszeit zum Wandern und Entdecken einlädt. Ideal ist der Beginn der Wanderung an der Haltestelle Neuemsern-Rossei, die das Postauto bedient, das in Richtung Romoos fährt. Man wandert ein kurzes Stück der Strasse entlang zurück, bis eine Brücke den Wechsel ans andere Ufer ermöglicht. Von jetzt an gehts flussaufwärts. Schon bald folgt einer der schönsten Abschnitte der Wanderung. Der Weg steigt weit über das Ufer der Emme hinauf, führt durch ein Waldstück und macht eine Schlaufe zur Fontanne, in der im Oberlauf auch Gold gewaschen wird. Nach einer kleinen Brücke gehts wieder um ein paar Biegungen, bis die Route auf den Zusammenfluss von Kleiner Emme und Fontanne trifft. Bei der nahen Kappelbodenbrücke wechselt man wieder ans östliche Ufer der Kleinen Emme. Nach ein paar Hundert Metern folgt ein besonders interessanter Teil des Flussbettes. Die Emme hat hier mehrere Einschnitte, fast kleine Schluchten, in den Nagelfluh-Untergrund gegraben. Skurrile Formen von gefrorenem Spritzwasser kleben an den Seitenwänden, darunter schäumt das Wasser durch die Engstellen. Man betrachte das Schausspiel aber vom bewaldeten Ufer aus, denn das Betreten der Uferfelsen ist bei Schnee und Eis äusserst gefährlich! Wenig später ist Ämmenmatt erreicht, wo seit den Unwettern von 2005 eine riesige Gerölllandschaft ungemein eindrücklich die Kraft des Wassers beweist. Nach einer S-Kurve tauchen die ersten Gebäude von Entlebuch auf. Der Weg führt direkt zum Bahnhof, und das nächste Restaurant steht nur wenig oberhalb am Dorfeingang.
Zwischen den Zähnen der Alten Nr. 0311
Monte Brè — Sonvico • TI

Zwischen den Zähnen der Alten

Von Lugano aus fährt eine Standseilbahn auf den Gipfel des Monte Brè, den Ausgangspunkt dieser Wanderung. Nach einem kurzen Abstieg wandert man auf Kopfsteinpflaster zwischen rustikalen Steinhäusern durch die Gassen des Dorfs Brè. Nach dem öffentlichen Grillplatz ausserhalb des Dorfs führt der Wanderweg über Weiden in den winterkahlen Wald hinein. Nach einigen Kurven steht man oben auf der Krete und wandert dann dem Westhang des Monte Boglia entlang zur Alpe Bolla. Zwischen Mitte Dezember und Ende Januar blühen dort zu Hunderten die Christrosen. Es ist kaum vorstellbar, wie diese Pflanze mitten im Winter blühen kann! Wer die kürzere Variante nach Cadro hinunter vorzieht, kann noch etwas länger bei den Christrosen auf der Alpe Bolla verweilen. Wer der vorgestellten Route und damit dem Grat der Denti della Vecchia entlang weiterwandern möchte, hat noch eine lange Strecke vor sich und sollte die wenigen Stunden mit Tageslicht nutzen. Abwechslungsweise auf der italienischen, dann wieder auf der schweizer Seite schlängelt sich der Wanderweg dem Grat dentlang. Immer wieder leuchten die Blüten der Christrosen zwischen Laub und verdorrtem Gras hervor. Aussichtsreiche Weitblicke auf die Berge wechseln sich mit Tiefblicken ins Val Colla oder hinunter auf die Ebene von Lugano ab. Nach der Capanna Pairolo, die im Winter geschlossen ist (deren Schlüssel Wandernde aber vorgängig organisieren können), beginnt der Abstieg nach Sonvico. Allfälliges Eis und Kastanienblätter auf dem Boden fordern nochmals volle Konzentration.
Lenzerheide Nr. 0312
Lenzerheide • GR

Lenzerheide

Beim Sportgeschäft Baselgia in Lenzerheide werden Schneeschuhleiter vermittelt und Schneeschuhe vermietet. Wer mag, kann die Schneeschuhe gleich anziehen und dem Bach Aura da Sanaspans entlang zum Startpunkt dieser Runde loswandern: der findet sich unten am Skihang. Von dort führt die Route parallel zum Skilift den Hang hoch. Den stillen Winterzauber geniessend, wandert man den Hang entlang Richtung Badagnis, dort führt die Route stets der Waldgrenze entlang zum einstigen Maiensäss Sporz. Kurz vor Sporz wendet der Schneeschuhtrail bereits, und es geht weiter Richtung Sporz Davains und dann ein wenig abwährt ins Val Sporz. Man wähnt sich fast in Kanada zwischen den verträumte Waldstücken und Lichtungen und geniesse die Eindrücke, bevor der (ab Winter 2009/10 markierte) Weg zum Ausgangspunkt zurückführt. Wer eine längere (nicht eingezeichnete) Variante vorzieht, tut dies am besten unter fachkundiger Leitung und nur bei ausgezeichneten Kartenlesefähigkeiten auf eigene Faust. Die Modellroute startet beim Skilift, führt direkt hoch nach Sporz, dann über Mandeschs und mit Orientierungssinn nach Porclas. Gerät man zu fest nach Westen steht man plötzlich über einem ausgeprägten Felsband. Spätestens dort mehr nördlich durch Waldpartien hinauf zum Wegweiser bei Punkt 1816 m gehen. Ab hier gibts zwei Varianten zur Alp Fops. Entweder dem Sommerweg folgend auf direktem Weg oder höher über den «Lawinenstein». Hier öffnet sich der Blick auf Parpaner-, Aroser- und Lenzerhorn, und kurz danach hat man die ganze Skiarena von Lenzerheide vor sich, wo der Hunger bei Donat Malär's Bündner Spezialitäten in der Alphütte am Pistenrand gestillt werden kann, bevor es abseits vom Skirummel nach Lenzerheide hinuntergeht.
Literatur Nr. 0308
Stn. Glattfelden — Stn. Zweidlen • ZH

Literatur

Seit 1995 gibt es einen Gottfried‑Keller‑Dichterweg, der den Wandernden an 11 Stationen auf Schautafeln Texte des grossen Schweizer Literaten (1819 - 1890) näher bringt. Wer die Wanderung mit einem Besuch des seit 1985 bestehenden Keller‑Zentrums in der Dorfmitte von Glattfelden verbindet, erhält einen guten Überblick über Leben und Werk des Dichters. An der südöstlich des Dorfes liegenden Bahnstation Glattfelden gibt eine Orientierungstafel Auskunft über den Verlauf des Weges. Vom Bahnhof erreicht man via Schachen und Cholplatz die gedeckte, hölzerne Hegstenbrücke und betritt nach wenigen Minuten das Dorf Glattfelden mit der Kirche, dem Gottfried‑Keller‑Zentrum (mit einer Ausstellung zu Leben und Werk des Dichters) sowie alten stattlichen Riegelbauten. Das Haus mit dem Dichter‑Zentrum - datiert mit 1526, im 19. Jahrhundert verändert - ist zudem auch als Objekt von nationaler Bedeutung im Kulturgüterschutz‑Inventar enthalten. Dass sich diese Gedenkstätte gerade hier befindet, hat einen guten Grund, stammten doch die Eltern des Dichters aus Glattfelden, und er selber war Bürger dieses Orts. Zudem war der junge Gottfried Keller auch später noch öfters zu Gast bei seinem Onkel, dem Arzt Heinrich Scheuchzer. Zahlreiche Textstellen im «Grünen Heinrich», aber auch die eine oder andere Erwähnung in den «Leuten von Seldwyla» beziehen sich denn auch auf das schmucke Heimatdorf des Dichters. Rund eine halbe Stunde dauert danach der Aufstieg zum Laubberg, wo eine schöne Aussicht auf die Glatt‑Ebene lockt. Eine weitere Etappe auf dem Weg bildet das Paradiesgärtli - ein schöner Aussichts‑ und Rastplatz, der ebenfalls in Kellers Werk «Der grüne Heinrich» erwähnt wird. Durch den Wald geht es steil nach Rheinsfelden hinunter Richtung Zweidlen.
Mineralwasser Nr. 0297
Jakobsbad — Gontenbad • AI

Mineralwasser

Still, leise und laut - mit poetischem Feingefühl verpasste die gelernte Kindergärtnerin Gabriela Manser dem Familienbetrieb vor zehn Jahren einen neuen Auftritt. Dann machte der Duft von Holunderblüten und Melisse das Quellwasser aus den Appenzeller Hügeln als «Flauder» schweizweit bekannt. Flickflauder werden am Alpstein die Schmetterlinge genannt. Der Leichtigkeit eines Schmetterlings gleich verbindet die Jungunternehmerin traditionelle Werte mit Gespür für die Gegenwart und dem Blick in die Zukunft. Die Goba AG aus Gontenbad ist eine der kleinsten Mineralwasserproduzenten der Schweiz. Und die Goba hat Erfolg: 2005 wurde Gabriela Manser zur «Unternehmerin des Jahres» gekürt. Nahezu im Jahrestakt findet eine neue Idee den Weg in die Produktion. Und in die Regale der Läden in der Region oder in die Vorratskeller von Beizen in der ganzen Schweiz. 1930 hatte der Grossvater von Gabriela Manser erstmals die Quelle angezapft, das Wasser in Flaschen abgefüllt und verkauft. Zuvor waren die eisenhaltigen Wasser der Appenzeller Hügel vorab bei Bade‑ und Molkenkuren beliebt. Bereits im 16. Jahrhundert ist Gontenbad als Kurort erwähnt; heute bietet das Kurhaus Bad Gonten moderne Wellness an, das hangaufwärts gelegene Kaubad ebenso. Die Goba AG kann man auf Anmeldung besichtigen und dabei im betriebseigenen Laden Mineralwasser, Limonaden, Blütenquelle und Brennwasser probieren. Doch zuvor die Wanderung. Sie startet in Jakobsbad. Wer sich den Anstieg zu Beginn ersparen will, kann direkt mit der Luftseilbahn auf den Kronberg fahren. Alle andern wandern die siebeneinhalb Kilometer hinauf. Den Säntis im Blick geht man danach über den langen Grat gemütlich ins weite Tal hinab und gelangt über Kaubad in Gontenbad.
Mineralwasser Nr. 0298
Adelboden, Mineralquelle — Adelboden • BE

Mineralwasser

Von Frutigen erreicht man den Ski‑Weltcup‑Ort Adelboden mit dem Bus. Noch unterhalb des Dorfes, bei der Haltestelle Mineralquelle beginnt die Rundwanderung. Wer mag kann vor der Wanderung werktags auf Voranmeldung den Betrieb der Adelboden Mineral‑ und Heilquellen AG besichtigen und Getränke degustieren. Danach gehts los auf dem Teersträsschen neben dem Fabrikgebäude, vorbei an Holzchalets, die zwar nicht als Kulturgut ersten Ranges bezeichnet werden können, jedoch repräsentativ sind für den Charakter der Holzbauten in dieser Gegend. Kurz vor der Steinigen Brügg sind mehrere Betonkuppeln in der Weide zu erkennen - hier entspringt die Mineralquelle. Wanderer/innen überqueren die Brücke und gehen im schattigen Wald dem Bach entlang Richtung Rehärti. Nun könnte man der Via‑Alpina‑Route (Nr. 1) folgen und würde in rund vier Stunden über den Hahnenmoos in die Lenk gelangen. Diese Route führt aber weiter geradeaus, vorbei am Adventure Park Rehärti und dem Vita Parcours entlang Richtung Schärmtanne. Unterwegs gibts lauschige Picknickplätze. Im Restaurant Schärmtanne empfiehlt sich eine Rast. Von hier gelangt man in knapp zwei Stunden entweder aufs Sillerenbüel oder auf den Schwandfeldspitz und kann von jenen Punkten mit den jeweiligen Bahnen ins Dorf Adelboden hinunterfahren (Silleren, Tschenten). Diese Route folgt zunächst dem Weg Richtung Schwandfeldspitz, biegt jedoch nach wenigen Metern rechts in den Hang hinein, wo ein Wanderweg über die Fluehweid nach Adelboden zurückführt. Dieser Weg wurde 1991 angelegt und mit zahlreichen Ruhebänken ausgestattet (gemäss Schild zum Jubiläumsjahr 1991 für jeden Kanton eines). Nach einem kurzen Aufstieg zur Flueweid lässt sich das Berg‑Panorama geniessen, bevor über eine breite Forststrasse schliesslich die Ausläufer des Dorfkerns von Adelboden erreicht sind.
Mineralwasser Nr. 0299
Veysonnaz — Nendaz • VS

Mineralwasser

Die Mineralwasserquellen von Aproz sind von Gebäuden der Wasserfassung umgeben und streng geschützt. Einfach hinspazieren geht also nicht. Aproz bietet zwar Führungen durch ihre Werke an, doch die eigentliche Quelle ist schon aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich. Wer sich dennoch für eine Führung interessiert, kann sich auf dem Tourismusbüro von Nendaz anmelden. Aproz gehört zur Gemeinde Nendaz, in der Wasser überhaupt eine besondere Rolle spielt. Nendaz nennt sich selbst «Land der Suonen». Zwischen etwa 800 und 2200 m ü. M. wurden in Jahrhunderte langer Arbeit acht grosse Suonen (frz. Bisses) in die Hänge des Rhonetals gebaut und unterhalten. Einige Kanäle werden heute zwar nicht mehr gebraucht, aber auf weiten Strecken führen die Suonen nach wie vor das kostbare Wasser von Quellen und Bächen zu Dörfern und Feldern. Fast 100 Kilometer Wanderwege führen entlang der Suonen. Die flachen Wege eigenen sich auch für Familien resp. Grosseltern mit Kindern. Immer wieder lädt das Wasser zum Spielen ein. Man sollte aber aufpassen, dass nichts zerstört wird und dass man nichts ins Wasser fallen lässt. Die Suonen sind immer noch lebenswichtige Einrichtungen. Ideal ist die Wanderung entlang der Bisse de Vex. Ein Shuttlebus fährt von Nendaz zum Ausgangspunkt der Wanderung bei Veysonnaz (Anmeldung erforderlich). Von Sion fährt auch ein Postauto nach Veysonnaz. Die Route entlang der Biss de Vex führt ins Val de Nendaz zum Bach La Printse. Von dort geht sie der Bisse du Milieu entlang zurück nach Nendaz. Wer diese uralte Wasserversorgung entdeckt hat, hat vielleicht auch Lust, eine moderne Art der Wasserfassung kennen zu lernen und an einer Führung durch die Werke von Aproz teilzunehmen.
Spitzmeilenhütte Nr. 0302
Stn. Maschgenkamm • SG

Spitzmeilenhütte

Es führen verschiedene Wege zur 2007 neu erbauten Spitzmeilenhütte des Schweizer Alpenclubs auf 2087 Metern über Meer. Als bequeme Tagestour bietet sich derjenige ab und zurück zum Maschenkamm in den Flumserbergen an, denn er ist einfach und kinderfreundlich zugleich. Von der Bergstation der Gondelbahn ab Tannenbodenalp sei der kurze Aufstieg auf den Ziger zu empfehlen, der einen mit einem sensationellen Rundblick reichlich belohnt: auf die Churfirsten oberhalb des Walensees, die Alvierkette bis zum höchsten St. Galler, dem Ringelspitz, und zur markanten Pyramide des Spitzmeilen. Dazwischen erstreckt sich in südlicher Richtung die gemächlich abfallende Hochterrasse, auf der die Rundwanderung verläuft. Der Weg zur Hütte bietet kaum nennenswerte Höhendifferenzen. Vom Ziger steigt man zur Zigerfurgglen ab. Dort führt der mittlere Pfad via Schwizerböden und Löcher unter Gross und Chli Sächser über zahlreiche Bächlein und an Seelein vorbei in einer guten Stunde zum Calanshüttli. Weiter über die Mietböden geht es in einem sanften Anstieg bis zum Punkt 2069, wo vier Wege zusammentreffen. Kurz darauf ist die sich als kubischer Neubau präsentierende Spitzmeilenhütte erreicht. Sie thront geradewegs auf einem Felsvorsprung oberhalb des Schilstals. Auf der Sonnenterrasse sonnt man sozusagen im Schatten des Spitzmeilen. Der Rückweg bietet einen Ab‑ und letzten Aufstieg bis zum Maschgenkamm. Der erste Teil ist bis zum Punkt 2069 der gleiche. Von dort steigt man in nördlicher Richtung in einer knappen Sunde hinunter zur Alp Fursch, die auch eine Gartenwirtschaft ist. Der Weg ist nun breit und verläuft Richtung Alpsiedlung Panüöl. Kurz davor zweigt links ein steiler Wiesenpfad zur Maschgenlücke ab, wo sich das Restaurant Maschcalugga befindet. Von da folgt der kurze Anstieg bis zur Bergstation.
Chasseral Nr. 0411
Chasseral Hôtel — Les Prés-d'Orvin, Bellevue • BE

Chasseral

Wo sind die Schweizer Alpen am grössten? Von der Spitze des Matterhorns? Vielleicht. Am Fuss des höchsten Berges? Möglicherweise. Oder etwa auf dem Chasseral? Liegt der aber nicht im Jura? Richtig, und genau deswegen könnten die Alpen von hier aus am grössten sein. Denn der Chasseral (1607 m ü. M.) liegt nicht versteckt irgendwo in den hinteren Rängen, sondern thront ganz vorne, in der ersten Reihe, hoch über dem Bielersee. An einem Tag mit guter Fernsicht reicht der Blick über das Mittelland auf eine beinahe unendliche Kette von Spitzen, Kuppen und Hörnern, vom Säntis bis weit über den Montblanc hinaus. Fazit: Mit mehr als 300 Kilometer aufgereihter Gipfel sind die Alpen von hier oben vielleicht wirklich am grössten. Aber auch ganz in der Nähe hat der Chasseral (oder der Gestler, wie er unter den deutsch sprechenden Einheimischen manchmal noch genannt wird) seine Reize. Etwa in den Wiesen oder auf den windgepeitschten Kalkfelsen, die immer wieder aus dem Grün ragen. Rund 500 Pflanzenarten gedeihen auf dem Gebirgszug, darunter nicht weniger als 20 Orchideenarten. Neben verschiedenen Knabenkräutern finden hier auch einige botanische Seltenheiten noch einen Lebensraum, etwa die Braunrote Sumpfwurz und der Türkenbund.Die Wanderung vom Chasseral nach Les Prés-d’Orvin ist etwas für Genussmenschen, und das in mehrfacher Hinsicht. Den Ausgangspunkt ganz oben er-reicht man bequem mit dem Bus. Wer sich hier noch stärken will, macht eine Pause im Restaurant. Genüsslich geht es weiter, denn die Wanderung führt fast durchwegs sanft bergab. Und schliesslich ist man stets auf dem Bergrücken unterwegs, mit Ausblicken nicht nur zu den Alpen, sondern auch über die Dreiseenregion, in die Freiberge und bis zum Schwarzwald.
Pays d'Enhaut Nr. 0412
Les Mosses — Col des Mosses • VD

Pays d'Enhaut

Welches ist die schönste Jahreszeit zum Wandern? Der Frühling mit seiner Blütenpracht? Der Sommer? Oder doch der Herbst mit seinen klaren Tagen und knackigen Farben? Noch bis vor wenigen Jahren wäre kaum jemand auf den Gedanken gekommen, den Winter als schönste Jahreszeit vorzuschlagen. Natürlich sollen hier nicht Monate gegeneinander ausgespielt werden, aber eine Wanderung durch eine frisch verschneite Winterlandschaft, unter einem tiefblauen Himmel und einer hell leuchtenden Sonne, erfrischt und belebt einen nebelgeplagten Unterländer besser als jedes Wochenende in der überfüllten Wellness‑Anlage. Einen wahren Boom hat dabei des Schneeschuhlaufen erlebt, und jährlich werden neue Routen ausgesteckt. Ein ideales Gebiet für leichtere Schneeschuhtouren ist dabei das Pays‑d'Enhaut. Bekannt ist das «Oberland» nicht für eisbedeckte Dreitausender, steigt man aber in die Höhe, bemerkt man bald, dass in diesen Waadtländer Voralpen mit zahlreichen Güpfis und Hubeln eine gehörige Portion Alpen steckt.Eine kürzere, wunderschöne Tour führt von der Passstrasse des Col des Mosses östlich auf die Pra Cornet, eine kleine, unbewaldete Hochebene auf knapp 1700 Metern Höhe. Obwohl die Tour mit acht Kilometern nicht sehr lang ist, bietet sie viel Abwechslung: es geht über weite, offene Hänge, vorbei an typischen Alpgebäuden, durch einen Wald, in einem weiten Bogen um eine Hochebene, und belohnt auch mit spannenden Ausblicken auf das Tarent‑Massiv und im Osten zur schroffen Krete der Arpilles‑Kette. Spielt das Wetter und ist man mit guten Freunden unterwegs, so wird es nicht verwundern, wenn man nachmittags, bei einem Bier oder Eiskaffee auf der Sonnenterrasse des Restaurants, gleich die Tour für das nächste Weekend plant. Die Woche im Büro wird schliesslich lang und der Nebel dick genug sein.
Beverin Nr. 0414
Lohn (GR) — Vargistan • GR

Beverin

Kein anderes Tier verkörpert das Ideal des stolzen und starken Überlebenskünstlers in den steilen Felsen und Schrofen der Alpen besser als der Steinbock, das Symbol für Kraft, Mut und Zähigkeit. Lange Zeit war er auch der unangefochtene König unter den Alpentieren – von Raubtieren wie Bär oder Wolf einmal abgesehen.Mit der Erfindung von Feuerwaffen ging es aber mit den Beständen in den Alpen schnell bergab. 1550 wurde der Steinbock im Kanton Glarus ausgerottet, 100 Jahre danach im Bündnerland. Am längsten hielten sich die Tiere im Wallis – der allerletzte Stein-bock der Schweiz wurde dort 1809 geschossen. Nicht nur die Schiesswut der Jäger war schuld am Ver~ schwinden des Steinbocks, sondern auch der Aberglaube an wundersame Heilkräfte in Hörnern, Mägen und gar Kotböhnchen.Offenbar fehlte dem Menschen das stolze Tier in den Bergen, denn nur hundert Jahre später machte man sich an dessen Wiederansiedlung. Es gab damals nur noch eine einzige Population in den Alpen, im Gran-Paradiso-Gebiet. Da die Italiener aber keine Tiere spenden wollten, sandte die Schweiz kurzerhand ein Schmuggelteam aus, das erfolg~ reich einige Tiere ein-fing und in die Schweiz brachte. Heute leben wieder etwa 15000 Steinböcke in der Schweiz.Eine der Bündner Kolonien lebt heute im Gebiet des Piz Beverin zwischen dem Safiental und dem Schamserberg. Die Wanderung von Lohn nach Wergen~ stein/Vargistan – beides kleine, schmucke Bergdörfer – führt zwar nicht bis in den eigentlichen Lebensraum der Tiere hinauf. Mit einem guten Feldstecher bestehen aber gute Chancen, einige der Tiere zu sehen. Sollte einem das Glück nicht hold sein, so wird man in jedem Fall mit einer wunderschönen, naturnahen Alpenlandschaft und einem grandiosen Panorama belohnt.
Münstertal Nr. 0415
Ofenpass — Fuldera • GR

Münstertal

Ganz im Südosten, in der äussersten Ecke der Schweiz, liegt das Val Müstair, das Münstertal. Noch heute, trotz Bahn 2000 und Vereinatunnel, bedeutet eine Fahrt dorthin für die meisten Schweizer eine halbe Tagesreise. Aber was für eine Reise! Wer aus dem Mittelland mit der Bahn anreist, ist vom unteren Ende des Zürichsees in einer äusserst vielfältigen Bergwelt unterwegs. Als Höhepunkt durchfährt man schlussendlich mit dem Postauto den Schweizerischen Nationalpark. Nach einigen weiten, dunklen Wäldern, öffnet sich der Blick dann auf dem Ofenpass auf ein weites, sonnendurchflutete Val Müstair. Es wird zwar nicht von gletscherbedeckten Viertausendern gesäumt, aber das kann der Ausstrahlung des Münstertales nichts anhaben. Der grüne Talboden, die waldbedeckten Hänge zu beiden Seiten und schliesslich die Gipfel, Kreten und Grate bilden ein perfektes, harmonisches Ganzes. Und einen Eisriesen gibt es schliesslich doch im Tal, denn am südöstlichen Horizont, jenseits der Grenze im benachbarten Italien, erhebt sich der 3905 m hohe Ortler in den tiefblauen Himmel. Eingebettet in diese intakte Berglandschaft ist eine Reihe typischer Bündner Dörfer, bestens erhalten und mit zahlreichen, wunderschön mit Sgraffito verzierten Häuser. Einen Querschnitt durch die Schätze dieses Tales erhält man auf einer tollen, nicht zu langen Wanderung vom Ofenpass nach Fuldera. Die Route führt durch einsame Wälder, vorbei an mächtigen Arven und über Wiesen und Weiden und bietet immer wieder prächtige Blicke über das Tal. Nach einer solch perfekten Einstimmung wird bestimmt mancher die Lust verspüren, gleich noch ein paar Tage im Münstertal zu verbringen. Die Heimfahrt ist ja lang genug, und wenn man schon mal hier ist...
Sihlwald Nr. 0416
Albispass — Stn. Sihlbrugg • ZH

Sihlwald

Welch ein Kontrast! Kaum zehn Kilometer von Zürichs Zentrum, von Shopping-, Banken- und Juwelentempeln, liegt einer der ursprünglichsten, alten Wälder der Schweiz. Zwischen Langnau und Sihlbrugg bei Baar bedeckt der Sihlwald die langgezogene Albiskette und ist damit der grösste zusammenhängende Laubmischwald des schweizerischen Mittellandes. 54 verschiedene Waldgesellschaften konnten hier nachgewiesen werden, am verbreitetsten sind dabei ver~ schiedene Ausprägungen des Buchenwaldes. Noch vor 2000 Jahren waren grosse Teile der Schweiz und Deutschlands von einem einzigen, dichten Buchenurwald bedeckt. Mit der Aus~ breitung von Siedlungen und dem Ackerbau verschwand aber fast der ganze Urwald. Auch der Sihlwald wurde in seiner langen Geschichte immer wieder arg übernutzt und ausgebeutet. Nach einer 500-jährigen Nutzung durch die Stadt Zürich wird der Sihlwald jetzt völlig sich selbst überlassen. Obwohl erst in vielen Jahren "vollendet", zeigt uns die Natur schon heute, wie sie dieses Gebiet wieder in einen wilden Buchen~ urwald zu verwandeln gedenkt. Immer wieder stösst man auf mächtige Buchen oder auf alte, umgestürzte Stämme. Hier können die Bäume ihren ganzen, natürlichen Lebenskreislauf durchlaufen, vom Keimling zum kraftstrotzenden Riesen bis zum umgestürzten, langsam ver~ modernden Stamm. Naturnahe Wälder zeichnen sich durch einen hohen Anteil an solchem Alt- und Totholz aus, und eine vielfältige Vogelwelt und zahlreiche seltene Arten im Sihlwald beweisen, dass die Tiere dieses natürliche Durcheinander von Jungem und Altem, Ordentlichem und Chao~ tischem sehr schätzen.Die Wanderung vom Albispass nach Sihlbrugg folgt dem Grat der Albiskette und bietet damit nicht nur einen Einblick in diesen eindrücklichen Wald, sondern auch Fernblicke über den Zürich~ see und bis weit in die Innerschweiz.
Entlebuch-Marbachegg Nr. 0417
Marbachegg — Flühli • LU

Entlebuch-Marbachegg

Kann man gleichzeitig im März und im Juni wandern? Natürlich nicht. Oder doch? Im süd~ westlichsten Zipfel des Kantons Luzern liegt der kleine Gebirgszug der Schrattenflue. Auf ihrer Ostseite bildet er eine karge Felswildnis aus Schratten, Schründen und heimtückischen Löchern, auf ihrer Westseite aber fällt er in steilen Grasflanken und Felsbändern ab und geht dann in eine hügelige, bewaldete Voralpenlandschaft über. Durch dieses Grenzland zwischen Alpen und Voralpen führt diese abwechslungsreiche Wanderung von der Marbachegg nach Flühli. Die vielfältige Landschaft ist es auch, die es einem ermöglicht, zumindest im botanischen Sinne, gleichzeitig im Spätwinter und im Sommer unterwegs zu sein. In den sonnenverwöhnten Weiden bei der Marbachegg kämpfen die Schottischen Hochlandrinder mit der Sommerhitze, und in den Wiesen sind bereits die grossen blauen Blüten des Kalk-Glocken-Enzians auszumachen. In den schattigen Runsen an der Schrattenflue aber ist noch fast Winter - der Lawinenschnee liegt noch meterhoch, und am Wegrand stossen die ersten Huflattiche ihre gelben Blüten durch das braune Vorjahresgras. Kann man gleichzeitig in lieblicher schweizerischer Bauernlandschaft und in uriger, wilder Bergnatur unterwegs sein? Natürlich nicht. Aber beinahe, denn Liebliches und Uriges liegen auf dieser Wanderung nahe beieinander und haben sich zu einem spannenden Mosaik verwoben. Immer wieder wandert man durch blumenübersäte Wiesen und saftige Weiden, um nur Augenblicke später im Dunkel eines alten Waldes zu verschwinden. Eines Waldes, der mit seinen mächtigen, knorrigen Stämmen und den umgestürzten und toten Bäumen einem Urwald in einem fernen Lande in nichts nachsteht.