Diesen drei Fragen müssen sich Wandereltern stellen
Die Kinder wandern nicht gerne, sind nicht zu motivieren? Es ist nicht ihre Schuld. Offenbar ist es uns Eltern nicht gelungen, sie abzuholen. Das soll uns nicht frustrieren, sondern ermutigen, drei wichtige Fragen zu klären. Erst ganz alleine für sich. Dann in der Familie.
Dass sich das Kind während der Wanderung zu Boden wirft oder sonst irgendwie streikt, ist ganz normal. Es gibt zwei Möglichkeiten, kurzfristig darauf zu reagieren: Nachfragen oder ablenken. Ersteres hilft manchmal unverhofft. Sich hinsetzen neben das Kind, auf Augenhöhe gehen, und es ernsthaft fragen, was los ist. Herausfinden, ob es sich nur um eine spontane Laune handelt oder ob was Grösseres dahintersteckt. Aus meiner Erfahrung weiss ich, dass es manchmal auch Themen sind, die nichts mit Wandern zu tun haben. Verraten die Kinder einem ihre Sorgen, können wir sie mit ihnen besprechen und handeln, Massnahmen beschliessen, die Wanderung anpassen, was auch immer.
Ist die Verweigerung eine launenhafte, gilt: Lockerbleiben und ablenken. Zum Beispiel mit diesen Spielen. Oder man macht eine Pause und isst was. Die ganz klassischen Lösungen, sie sind auch heute noch wirksam.
Drei Fragen, drei ehrliche Antworten
Langfristig regt uns der kindliche Streik aber hoffentlich zum Nachdenken an. Und zwar über folgende Fragen:
- Welche Vorstellungen habe ich vom Wandern mit Familie?
Es hilft, sich seiner Ziele und Ansprüche bewusst zu werden und sie anschliessend zu gewichten. Welche Prinzipien sind mir wirklich wichtig? Welche kann ich über den Haufen werfen? Muss es unbedingt ein Gipfel sein, oder reicht auch ein Waldspaziergang mit vielen spontanen Abenteuern? Muss der Kleine unbedingt die Hälfte der Wanderung selber laufen oder trage ich ihn einfach etwas mehr? Ist es so schlimm, wenn ich den Kinderrucksack einfach noch auf meinen Rucksack draufpacke? - Welche Vorstellungen vom Wandern mit Familie habe ich von anderen übernommen?
Fast alle haben irgendwann mal Kindheitserfahrungen mit dem Wandern gemacht. Welche Ansprüche hatten unsere Eltern ans Wandern, an uns Kinder? Welche haben sie heute noch, jetzt, wo sie Grosseltern sind? Welche Ansprüche haben meine Freunde an meine Familie? Solche Ansprüche übernehmen wir oft unbewusst und ohne sie zu hinterfragen. Also, sich deren bewusst werden, gewichten, übernehmen oder entsorgen. Unabhängig werden von Ansprüchen dritter. - Welches ist unsere ganz individuelle Idee vom Familienwandern?
Welches sind unsere Bedürfnisse, was machen wir gern, was nicht? Das überlege ich mir erst im stillen Kämmerlein. Dann kommen die Kinder und ihre Ansichten ins Spiel. Man kann sie direkt danach fragen. Ich versuche, diese Vorlieben zum Wandern oft auch beiläufig herauszufinden. Es muss nicht immer gleich eine Familienkonferenz sein.
Mit dieser Idee vom Familienwandern ist es für mich einfacher, Wanderungen zu planen. Ich weiss, was ankommt und wo ich mir irgendetwas ausdenken muss, wenn ich es trotzdem machen will. Eigentlich gar nicht so eine grosse Sache, oder?
Mehr zum Wanderpapa und meinen Ideen gibt es im Wanderpapa-Buch. Und in diesen Tagen im Radio – auf Deutsch wie auf Französisch.
SRF 1: Eins für d Familie: Livesendung mit dem Wanderpapa vom 20. März, 10 bis 11 Uhr. Zum Nachhören hier.
Radio Rouge: Le Rendez-Vous avec Papa Rando, 22. März um 09:20 Uhr, 23. März um 16:40 Uhr, 27. März um 10:15 Uhr, 28. März um 17:30 Uhr oder hier als Podcast: Radio Rouge
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