Hey Leute, kauft weniger!
Nachhaltigkeit ist derzeit das grosse Thema in der Outdoorbranche. Das zeigte sich einmal mehr während meines Besuchs an der ISPO* in München anfangs dieser Woche. Doch wie handelt man nachhaltig? Ganz einfach: Man konsumiert weniger.
Eigentlich hören dies die Hersteller von Wanderausrüstung überhaupt nicht gerne, denn sie wollen ja vor allem eines: Verkaufen und damit ihre Marke im rauen Wirtschaftsumfeld stärken. Und dennoch sprechen viele von ihnen derzeit gerade über dieses Thema.
Was ist passiert? Die Zeiten in der Outdoorbranche waren auch schon mal rosiger. Bis vor wenigen Jahren rollte der Rubel, die Branche boomte, die Verkäufe liefen mehr als gut. Doch unterdessen hat auch der hinterletzte Wanderer, Skifahrer, Kletterer und Möchtegernsportler eine oder mehrere Jacken, Hosen, Wanderschuhe…
Was also tun? Viele Anbieter versuchen seit einigen Jahren, in den Fashionbereich zu expandieren. Zum Beispiel mit hochtechnischen Jacken, die auch fürs Büro, im besten Fall für den Ausgang geeignet sind. Das funktioniert schon, löst aber das Grundproblem nicht.
Nicht der Konsument ist hauptschuldig
Und dieses Problem hat ja nicht nur die Outdoorbranche. Es ist ein generelles Problem: Wir haben zu viel, von allem. In diesem Fall zu viele Kleider und Schuhe. Und wir wechseln sie zu oft. Die Folge davon: Stoffe und Membrane, die auf dem Sondermüll landen – oder noch schlimmer: in der Natur. Giftige Imprägnierungen, die das Wasser verschmutzen. Mikroplastikteilchen, die in den Meeren landen. Chemikalien, die bei der Lederproduktion im Grundwasser enden. Menschenrechte, die in riesigen Fabriken mit Füssen getreten werden. Tonnen von Material, die um die halbe Welt transportiert werden.
Und was mich wütend macht: Hersteller, Importeure, Verkäufer, welche die Konsumenten dafür verantwortlich machen, weil diese ja nach ihren Produkten verlangten und sie nur ein Bedürfnis stillten. Sie machen es sich damit etwas gar einfach.
Die Outdoorbranche bewegt sich
In der Outdoorbranche hat in den letzten Jahren ein Wandel stattgefunden. Jedenfalls bei vielen Produzenten. Oder waren es schliesslich doch die Konsumenten, die ihnen die richtigen Signale gesandt haben?
Jedenfalls haben viele Hersteller ihre Hausaufgaben gemacht: Es gibt nun umweltfreundliche Imprägnierungen, recyclierte Jacken und Membrane, sauber produziertes Leder, Fabriken in Europa, fair entlöhnte Arbeitende in Südostasien und anderswo in dieser Welt. Wir können als Konsumenten heute also mehr als früher gezielt Produkte kaufen, die uns ein gutes Gewissen erlauben.
Aber: Diese Produkte sind meistens teuerer. Dafür qualitativ besser. Sie sind gemacht, um uns viele Jahre Freude zu machen. Man kann sie waschen, neu imprägnieren, flicken. Ausleihen. Und wenn sie einem wirklich nicht mehr gefallen, verkaufen, verschenken.
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Weniger kaufen
Wer also wirklich etwas tun will für die Umwelt, für menschlichere Arbeitsbedingungen, kann handeln:
Weniger kaufen, weniger kaufen, weniger kaufen. Die Dinge länger brauchen. Und wenn doch kaufen: qualitativ bessere Produkte kaufen und sich informieren, wo und wie die Produkte hergestellt wurden.
Gerade in der Outdoorbranche ist dies für die Konsumenten in letzter Zeit einfacher geworden.
*Die ISPO ist eine internationale Fachmesse, die jährlich stattfindet. 80.000 Besucher aus 120 Ländern trafen sich am letzten Wochenende, um die neusten Kollektionen zu begutachten. Unsere Redaktion ist dann jeweils unterwegs, um gemeinsam mit den Herstellern von Wanderbekleidung herauszufinden, wo diese und unser Magazin und unsere Website zusammenarbeiten können.
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