Suonen: Die Jagd auf die kleinen Boote

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25.09.2018 • Wanderpapa

Suonen: Die Jagd auf die kleinen Boote

Geschätzt alle zwei Jahre steht bei uns Suonenwandern auf dem Programm. Das ist immer wieder lustig – auch wenn Vorwärtskommen anders geht. Aber jedes Mal verbringen wir einen verspielten Tag an den Wasserkänneln. Worauf es ankommt beim Planen von Suonenwanderungen.

Dieses Jahr wanderten wir in Nendaz. Und es begann damit, dass wir eine Station zu spät aus dem Postauto stiegen. Wir landeten in Siviez, auf einem grossen Parkplatz, der mit Bergbahnen, Skiliften und grauen Hotelkästen gesäumt war. Genau so, wie es halt nicht sein soll. Zum Glück bogen wir recht schnell auf den Wanderweg ein und verliessen den sommerlichen Skizirkus. Wir wanderten einem richtig tollen Bergbach entlang, der bald in die Tiefe stürzte. Und dann erreichten wir die Bisse du Milieu. Sie zweigte vom Bach ab in eine Schleuse. Zwei Holzbretter konnten mit einer Kurbel bewegt werden, und eh ich mich versah, standen die beiden älteren Kinder schon dort und liebäugelten mit der Kurbel – auch wenn sie genau wussten, dass dies keine Option war.

Dann ging es los mit dem Schiffbau. Rinde, Stecklein, Blätter – ein Sackmesser hilft – und fertig sind die kleinen Boote.

 

 

 

 

Suonenwandern: worauf es ankommt

Suonenwandern ist einfach – und schnell ist das Programm eines ganzen Tages bestritten. Und die Kinder realisieren gar nicht, dass sie wandern. Weil die Suone fürs Bewässern der Felder und Reben dient, achteten die Erbauer darauf, wenig Gefälle zu haben, um das Wasser möglichst weit leiten zu können. Das erfreut die Kinder. Und weil Suonen meist etwas undicht sind oder Wasser am Boden der Kanäle versickert, ist die Natur rund herum sehr reichhaltig und saftig grün – oft verlaufen sie ja im Wald und damit im Schatten.

Was man tut und was nicht

Damit Suonenwanderungen nicht floppen, gibt es einige Dinge zu beachten:

  1. Viele Suonen verlaufen entlang abschüssiger Halden oder Felswände. Die Wege erfordern Trittsicherheit und Schwindelfreiheit und sind geübten Wanderern vorbehalten. Für Familien mit kleinen Kindern eignen sich nur ungefährliche Wege entlang der Suonen.
  2. Unbedingt die Fliessrichtung abklären. Rindenschiffchen schwimmen nie flussaufwärts.
  3. Hat die Suone bereits Wasser? Sonst wird das eine langweilige Angelegenheit, die Schiffchen liegen trocken. Suonen nehmen von April bis Juni den Betrieb auf. Als Faustregel gilt: Je höher sie liegen, desto später fliesst Wasser. Das Tourismusbüro weiss meist Bescheid.
  4. An Suonen kann man auf seltene Pflanzen und Tiere treffen, viele davon sind geschützt. Also besser in Ruhe lassen und kein offenes Feuer entfachen.
  5. Reserverkleider einpacken. Plastikbeutel und trockene Socken, um wieder in die nassen Schuhe steigen zu können.
  6. Ganz viel Zeit einplanen, um mit den Füssen ins eiskalte Gletscherwasser einzutauchen. Um Schiffchen zu bauen. Um Experimente durchzuführen. Sackmesser nicht vergessen!
  7. Warum nicht ein Schiffchen mit einer Schnur mitnehmen und es hinter sich herziehen?
  8. Hände weg von den Schleusen! So verlockend es ist, das Wasser umzuleiten, es ist für die Bauern sehr ärgerlich. Auch soll man keine grossen Gegenstände ins Wasser werfen. Die Zeiten, wie lange ein Bauer seine Felder bewässern darf, sind genau festgelegt. Suonenexperten sprechen deshalb gar von Diebstahl, wenn man das Wasser umleitet.

Das Programm danach

Suonenwanderungen für Familien dauern oft nicht allzu lang und sind nahe am Dorf, zum Beispiel die Bisses du Milieu und Vieux in Nendaz, die Suone von Grimisuat in Arbaz bei Anzère oder die Bineri, Chileri oder Drieri in Grächen. Man hat also gut Zeit, noch etwas in den Orten zu verweilen. In Nendaz bietet sich zum Beispiel an, ins Spa des Hotels 4 Vallées zu gehen. Eine Suone führt direkt durchs Spa des Bisses, Familien sind willkommen. Nach der Suonenwanderung in Anzères lohnt sich ein Besuch im nahen Suonenmuseum. Hier können die Jüngsten spielerisch mehr über die alten Bewässerungstechniken erfahren. Und in Gasenried bei Grächen kehrt man ein im Riederstübli und probiert den köstlichen Heidelbeerkuchen.

Wanderpapa

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