Warum es in Hütten immer Früchtekuchen gibt
Ohne nachzuzählen habe ich gut 50 Hütten des SAC besucht. Dazu kommen noch einige privat geführte Hütten. Was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf alle bewarteten Hütten zutrifft: Immer steht Früchtekuchen auf der Speisekarte. Aber weshalb? Diese Frage ist mittlerweile mein ständiger Begleiter auf Hüttentouren, und endlich konnte ich das Mysterium klären.
Auf meiner letzten Wanderung zur Lobhornhütte gab es selbstverständlich Kuchen. Ausnahmsweise Haslikuchen und nichts Fruchtiges. Dabei durfte ich einen exklusiven Blick in die Backstube der Hüttenwartin Irene werfen. Die passionierte Bäckerin hat mir Zahlen und Fakten rund um ihre süssen Kreationen verraten. Im Winter werden hier oben pro Tag zwei bis vier Kuchen verspiesen, im Sommer mindestens acht und an Spitzentagen sogar bis zu deren 14. Ein Kuchen stopft 16 hungrig-gluschtige Mäuler. Rechnet man mit fünf Franken Einnahmen pro Stück, liegt der Tagesumsatz gut und gerne bei über 1’000 Franken, so schätze ich… Freilich ist das nicht in allen Hütten der Fall, aber dank ihrer günstigen Lage und Erreichbarkeit bietet sich die Lobhornhütte auch als Eintageswanderung an, womit entsprechend viele Tagesgäste auf Besuch kommen.
Von Irene erfahre ich, welche Früchtekuchen bei den Gästen am beliebtesten sind. Es ist nicht Apfel – das scheint in den Bergen ein inferiores Gut zu sein. Ihre Hitparade lautet denn:
1. Rhabarber
2. Aprikosen
3. Beeren (Heidelbeeren, Himbeeren)
Für den Rhabarberkuchen verwendet sie nebst mitgebrachter Ware der Stammgäste auch das frische Gemüse (ja, Rhabarer ist tatsächlich ein Gemüse!) aus dem Hüttengärtli auf 1955 m.ü.M. Die Himbeeren hingegen sind gefroren, denn frische Beeren werden durch den Helitransport matschig. Warum, weiss auch Irene nicht.
Das leitet mich direkt zur Frage über, ob denn in der Höhe wegen dem geringeren Luftdruck spezielle Anforderungen ans Backen gestellt werden. In Bezug auf (Früchte)Wähen ist dies zu verneinen. Zu Hause am Computer recherchiere ich weiter und finde heraus, dass bei den übrigen Backwaren eigentlich ziemlich alle Parameter angepasst werden müssen.
Hier also ein kurzer physikalkulinarischer Exkurs: Ofentemperatur erhöhen (Teig geht schneller auf und Feuchtigkeit verdunstet rascher, deshalb möglichst Teigstruktur schneller verfestigen), Backdauer verkürzen (wegen höherer Backtemperatur), weniger Backpulver/Hefe (Teig geht schneller auf), weniger Zucker (rasche Verdunstung = höhere Zuckerkonzentration = Teigstruktur wird weicher), mehr Flüssigkeit (raschere Verdunstung), mehr Mehl (festigt die Struktur). Die Sache ist so komplex, dass es hierzu sogar eigene Kochbücher gibt. Wer mehr dazu wissen möchte, dem sei nebenstehendes Buch empfohlen.
Aber zurück zum Ursprung dieses Beitrags.
Wieso gibt es in SAC-Hütten immer Früchtekuchen?
1. Die Gäste wollen es
2. Früchtekuchen ist schnell gemacht
3. Die Zutaten sind gut lagerbar
Tönt alles sehr plausibel. Ich lasse es deshalb gerne dabei bewenden und gönne mir stattdessen ein Stück Kuchen. E Guete!
… bei denen nicht nur der Weg, sondern vor allem der Kuchen das Ziel ist:
Die Landschaft rund um das Sulsseewli ist mystisch und lädt zum Verweilen ein, ebenso der mit Moos und Farnen bewachsene Märchenwald beim Abstieg nach Sulwald. Aber noch viel verlockender sind die Backwaren aus dem Holzofen der Lobhornhütte!
Wandervorschlag downloaden (Suchnummer 1072)
In Les Diablerets backen die Leute mit belgischem Zucker die Salée ormonanche. Den traditionellen Kuchen aus Butter, Doppelrahm und der Cassonade blonde – dem belgischen Zucker – gibt es in der Molkerei du Petit Diable zu kaufen. Ein sehr süsses Vergnügen auf der Wanderung zum Lac Retaud.
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Der Thurweg zwischen Stein und Nesslau ist abwechslungsreich: erst ruhig und idyllisch, dann wird der Fluss wild. Unterwegs gibt es bei einem Bauernhof Schlorzifladen zu kaufen, eine Wähe gefüllt mit einer Masse aus Dörrbirnen, Anis, Zimt, Birnbrotgewürz und feucht gehalten mit Wein, Schnaps oder Süssmost.
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Entlang der untersten Suone geht es ab Grächen nach Gasenried. Im Märchenwald verraten die am Boden liegenden Tannästchen, dass hier ein Eichhörnchen am Werk war. Zu futtern gibt es aber nicht nur für die putzigen Tierchen: Im Riederstübli wartet bereits ein himmlischer Heidelbeerkuchen auf den Verzehr.
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