Zehn Augenblicke, für die ich wandere
Es gibt diese Momente, in denen ich plötzlich noch ein Stückchen mehr weiss, warum mich Wandern glücklich macht und ich nie damit aufhören will. Warum ich meine Kinder sachte an meine Passion heranführen will. Manchmal sind es nur Sekunden, Gedankensprünge, dann wieder dauern sie eine Stunde und länger – aber jedesmal tun sie mir gut.
Das sind sie also, meine zehn liebsten Wandermomente:
1. Kurz bevor ich am Morgen nach einem steilen Aufstieg die erste Krete erreiche, weiss ich, dass mir bald die Sonne ins Gesicht scheinen wird.
2. Im Alltag erinnern sich meine Kinder spontan an ein Wandererlebnis. Wir beginnen zu schwärmen, kramen Erlebnisse hervor, lachen. Hier von der Bächlitalebene in der Grimsel. Ein kleines Paradies.
3. Wenn ich einem meiner Kinder über eine schwierige Stelle helfe und ich merke, dass mir das Kind hundertprozentig vertraut.
4. Der unverhoffte Eiskaffee in der Bergbeiz. Oder das Bier zum Schluss der Wanderung.
5. Wenn die Gipfelcola aus dem Rucksack immer noch ein bisschen kühl ist.
6. Wenn mir irgendwer irgendwo unterwegs aus seinem Leben berichtet und ich in eine Welt eintauchen darf, die ich so bisher nicht gekannt habe. Auf der Alp Gafadura erklärte mir vor einigen Jahren der damals 75-jährige Hans Lieberherr das Leben auf der Alp. Und warum er, wenn er dann mal alt sei, nur noch 40 statt 80 Kühe betreuen wolle.
7. Gegen Ende der Wanderung finde ich einen Aussichtspunkt, wo ich dorthin zurückblicken kann, wo ich am Morgen gestartet bin. Dann werde ich mir bewusst, was ich an diesem Tag erlebt habe.
8. Wenn mein ältester Sohn und ich wortlos hintereinander gehen, einfach nur die gemeinsame Zeit zusammen geniessen. Dann laufen die Füsse einfach. Und die Gedanken flattern irgendwohin und hören irgendeinmal auf zu sein.
9. Wenn mich der Ort, wo ich ankomme, einfach umhaut vor Schönheit, ich nur noch staune. Und die Kinder neben mir plötzlich ruhig sind und mit mir staunen. Letztmals geschehen im unterirdischen Gletscher von Monlési im Val-de-Travers.
10. Wenn wir nach einer langen Wanderung die letzten (meist langweiligen und zähen) Meter zusammen wandern, wissend, dass wir gemeinsam eine tolle Leistung erbracht haben.
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